Auswandern-The End

Alles Interessante über das Land und die Menschen die dort leben (Geschichte, Politik, Gesellschaft und Gesundheit).

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Jürgen
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#1 Auswandern-The End

Beitrag von Jürgen »

@Alle

Ich möchte dieses Thema noch einmal aufgreifen, um euch allen mitzuteilen, das meine Auswanderungspläne Schnee von Gestern sind.
Nach ausgiebigen Diskussionen mit meiner finnischen Freundin haben wir die Entscheidung getroffen, in Deutschland zu bleiben. Wir haben uns sogar ein Haus gekauft, welches wir demnächst beziehen werden.
Den Ausschlag für diese Entscheidung hat hauptsächlich meine Freundin gegeben, denn sie erhofft sich hier in Deutschland bessere Jobchancen (Ing. für Kunststofftechnik) als in Finnland.
Außerdem ein paar Urlaubstage im Winter in Finnland sind ganz schön, aber wenn man bei -20° und Dunkelheit früh mit dem Hund raus und auch ansonsten dem Wetter trotzen muß, da bleibt sie lieber hier (wir hatten hier höchstens 5 Schneeflocken und auch der Rest des Jahres ist ziemlich niederschlagsfrei).
Wir wollten auch gern ein Haus, aber in Finnland haben die Immobilienpreise in den größeren Städten angezogen und da auf dem "Land" keine Arbeit in der Kunststoffindustrie zu finden ist, wären wohl erhebliche Arbeitswege zurück zu legen (lebenslänglich !).
Für uns ist diese Entscheidung sicherlich die richtige, aber ich wünsche allen anderen, welche sich für diesen Schritt entscheiden, viel, viel Glück.
Aber als Urlaubsland bleibt Finnland weiterhin unsere NUMMER 1.
Tschüß Jürgen
Naali
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#2 Re: Auswandern-The End

Beitrag von Naali »

Man sollte immer nach Gefühl entscheiden und Vor- und Nachteile abwägen. Aber die Kompromisse bleiben und eine ideale Lösung wird es nur schwer geben. Ich kenne das ja aus meinem Elternhaus (finnisch/deutsch) nur zu gut. Meine Eltern haben sich damals für Deutschland entschieden, weil meine Mutter (finnisch) einfach schon die Sprachkenntnisse des Landes hatte, bereits im deutschprachigen Raum (Schweiz) gearbeitet hatte und ihre Jobchancen besser waren als die Jobchancen meines Vaters in Finnland (alleine schon sprachenmäßig)
Trotzdem war es für sie immer sehr schwer so fern der Heimat zu sein und wir waren deswegen auch insgesamt 2 Monate pro Jahr in Finnland. Aber auch das kann nicht alles ersetzen. Aber meine Geschwister sind jetzt alle erwachsen und es dauert nicht mehr soooo sehr lange bis sie in Rente gehen kann.. und mein Vater ist auch sehr finnlandbegeistert. Bald eröffnen sich neue Perspektiven..hihi :D

Meine damalige Au-Pair Familie war ebenfalls finnisch/deutsch. Meine Gastmutter war Finnin und hatte ihren späteren mann in Deutschland kennengelernt. Sie lebten mit dem ältesten Kind zuerst auch in Deutschland, zogen dann aber um. Die Gastmutter vermisste einfach die Heimat zu sehr und so gingen sie den Kompromiss ein, es in Finnland zu versuchen. Alles hat gut geklappt. Anfangs war natürlich Heimweh von seiner Seite da, aber er lebte sich sehr schnell ein und lernte die Sprache schnell. Auch jobmäßig hat es sehr gut geklappt. Drei Kinder, Haus und Katzen..alles war da :D
Leider ging die Ehe mittlerweile in die Brüche. Aber mein Gastvater ist auch jetzt noch in Finnland. Er hat sich hier so gut eingelebt, seine Kinder sind ja hier und in Deutschland müsste er mit Anfang/Mitte 40 alles nochmal komplett neu aufbauen (in seinem Beruf sieht es jobmäßig in D nicht gut aus..ein weiterer Grund).
Zuletzt geändert von Naali am 28. Nov 2005 19:28, insgesamt 1-mal geändert.
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sunny1011
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#3 Re: Auswandern-The End

Beitrag von sunny1011 »

Hallo Jürgen,

es tut mir Leid für Dich. War wohl Dein Traum, heh? Vielleicht später...? Tja, die Industrie hier ist leider ziemlich einseitig, das stimmt. Hut ab, dass Deine Freundin das so realistisch sieht. Und dann die Jobsuche für Dich als Ausländer (kenn ich auch zu gut... :( ).

Hm, ich staune, dass Deiner Freundin so in D gefällt. Normalerweise haben Finnen Heimweh. Ich habe hier sofort mein Zuhause entdeckt. Eher die Sehnsucht nach Familie und Freunden, und manchen vertrauten Sachen (ist das Heimweh?).

Zu so einem Schritt gehören viele Kompromisse - da hat Naali recht. Ich war 1999 fest entschlossen und hab sogar einen sicheren und guten Job aufgegeben (obwohl ich nicht ohne ein Jobangebot nach Finnland gehen wollte - es ging dann doch nicht anders). Ansonsten das einzig wichtige war endlich die Fernbeziehung hinter mir zu lassen und mit meinem jetztigen Mann zu leben. Da hat mich ganz plötzlich in D alles angeödet. Ich ging schon mit realistischen Vorstellungen an das Ganze. Der grösste Schrecken waren die nicht vorhandenen (oder mickrigen) Sprachkenntnisse. Als bekannte Quaselstrippe fühlte ich mich sooo ausgeliefert und auf die Hilfe anderer angewiesen. Heutzutage komme ich damit besser zurecht. Ich hab ja fleissig gelernt.

Man ist bodenständiger und leider nicht mehr so flexibel. Ich glaube nicht, dass mein Mann mit der D Mentalität (vor allem im Arbeitsumfeld) zurecht kommen würde. Ganz zu schweigen von der D Arbeitslosenquote, seinen Deutschkenntnissen und dem 40+ Alter.

Aber es ist auch gut so. Solange ich regelmässig nach D fliegen kann, gibt es in Finnland viele Vorteile für mich persönlich. Das hat doch Deine Freundin jobmässig für sich entdeckt. Und daran werden heutzutage die Dinge gemessen. Leider. Über die Nachteile des "perfekten Urlaubslandes" (nicht mehr so perfekt wenn man hier lebt) kann ich dann lästern (das wisst ihr doch schon inzwischen, oder?). Da hast Du recht - Sommer- und Skiurlaub sind topp. Die ganze Dunkelheit zu überwinden ist weniger schön.

Ich denke, in Eurem Fall ist die Hauptsache, dass Ihr die Entscheidung bewusst trifft. Dann kommt es zu keinen Vorwürfen wie "hätte, sollte, müsste". Und wenn Du es unbedingt anstrebst, vielleicht ergibt sich was in der Zukunft, wer weiss? Ich drücke auf jeden Fall die Daumen und wünsche noch viele gelungene Finnland-Ferien! :)
Aus Finnen von Sinnen [auf Finndeutsch]: "Finnland verhält sich zu der Erde wie das Erde zu der Universum. Weisst du, wir sind ein bisschen weit weg von die Zentrum, und wenn du vorbeifliegst an uns, denkst du, ach, da gibt es doch nur Wasser und Wolken. Deswegen steigt auch wenige aus hier. Macht aber nix, sind ja auch ganz gut allein zurechtgekommen bis jetzt (...) Allerdings lässt sich dieser O-Ton (...) hochmutiger auslegen. (...) dass ihre Heimat der einzige Ort auf Erden ist, an dem sich wahrhaft intelligentes Leben findet (...)
Löyly
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#4 Re: Auswandern-The End

Beitrag von Löyly »

@Jürgen:

Willkommen im Club :D

Der Traum vom Leben in Finnland ist auch für uns von den Realitäten des Lebens eingeholt worden. Alles steht und fällt mit einem Job und den Sprachkenntnissen.

Hoffe wir sehen uns dann im Lieblingsurlaubsland irgendwo zwischen Orivesi und Vehkajärvi :]

Grüße Löyly
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Klaus
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#5 Re: Auswandern-The End

Beitrag von Klaus »

Ist natürlich Schade, wenn so ein lang gehegter Traum kurz vor der Erfüllung doch noch platzt. Aber es ist doch besser, von vorne herein realistisch an die Sache ranzugehen, als nacher in Finnland zu sitzen und keinen Job zu finden.
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Jürgen
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#6 Re: Auswandern-The End

Beitrag von Jürgen »

Vielen Dank für die trostreichen Worte.

@Löyly, irgendwann schaffen wir bestimmt mal ein Treffen in Orivesi.
Tschüß Jürgen
Saku_Koivu
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#7 Re: Auswandern-The End

Beitrag von Saku_Koivu »

Hi Jürgen!

das tut mir natürlich leid, dass es bei euch nicht geklappt hat. ich spiele grad selbst mit dem Gedanken. ist natürlich noch sehr früh, aber ich setze mich damit zumindest auseinander ..mal sehen..kommt Zeit kommt Rat. ich glaub was Löyly geschrieben hat trifft den Nagel auf den kopf!
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