Atomkraft in FIN

Wie sieht es angesichts der fort schreitenden Globalisierung und den damit verbundenen Zwängen mit der Umwelt in FIN aus? Stichwörter: AKW`s, Holzwirtschaft, Papier- u. Zellulose Herstellung, zunehmende Industriealisierung...

Moderatoren: Peter, Sapmi

Antworten
Benutzeravatar
Hans
Salmiakki Resistenter
Beiträge: 4813
Registriert: 28. Mär 2005 19:43
Wohnort: Nord-Holland-Nord / Niederlande

#1 Atomkraft in FIN

Beitrag von Hans »

Für die, die es noch nicht wissen, hier ein Artikel aus dem Manager Magazin, nun auch schon knapp 2 Wochen alt, aber wenn man die Halbwertzeit bedenkt, ist das ja noch recht frisch:

manager-magazin.de Freitag 3. Juni 2005, 08:18 Uhr
AKW von Siemens: Die Renaissance der Kernkraft
von Simon Hage
Framatome ANP und Siemens bauen derzeit in Finnland ein neues Atomkraftwerk. Sollte das Projekt im nordischen Technologie-Wunderland Erfolg haben, könnten auch andere Länder ihr Interesse an der Kernenergie wieder entdecken - zum Beispiel Deutschland.

Helsinki - Heinrich von Pierer schwärmt und schmeichelt, wenn er über Finnland spricht. Mit seiner hoch modernen Infrastruktur und Industrie, dozierte der Siemens-Aufsichtsratschef kürzlich vor Mitgliedern der Deutsch-Finnischen Handelskammer (DFHK), gelte der Staat im hohen Norden "als Hightech-Standort par excellence".

Finnland, zweifacher Sieger der Pisa-Bildungsstudie und laut World Economic Forum (WEF) der wettbewerbsfähigste Standort der Welt, habe auch eine Schwäche, scherzt von Pierer: Insgesamt gebe es nur 5,2 Millionen Finnen - "schade, dass es nicht mehr sind".

Dass der ehemalige Vorstandschef bei Siemens Finnland schätzt, ist keine Überraschung. Denn der Konzern profitiert vom Technologie-Wunderland - insbesondere von der "Innovationsfreude unserer finnischen Partner", wie von Pierer rühmt: Etwa im Bereich der Kraftwerkstechnik, "und zwar sowohl in der konventionellen wie auch in der nuklearen." Von einem Atomausstieg ist Finnland derzeit ähnlich weit entfernt wie von einer Abschaltung der Saunas.


"Sicherer und wirtschaftlicher als je zuvor"
Im Land der Fichtenwälder und Seen erfährt von Pierer eine Industriefreundlichkeit, wie er sie aus Deutschland so nicht kennt. "Die heutige Kerntechnologie ist sicherer und wirtschaftlicher als je zuvor", erklärt der finnische Parlamentspräsident Paavo Lipponen, Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Finnlands (SDP), bei der DFHK-Jahrestagung. "Nicht nur Finnland und Europa, sondern die ganze Menschheit benötigt eine breit gefächerte Energiepolitik", mahnt der Politiker pathetisch. Die Legitimität der Kernenergie müsse daher erhalten bleiben.

Auch außerhalb Finnlands ist Lipponen, der fließend deutsch spricht, kein Omega. Dem 64-Jährigen, der von 1995 bis 2003 Ministerpräsident Finnlands war, wird ein gutes Verhältnis zu deutschen Politikern nachgesagt. Vergangene Woche hat Ex-Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) ihm in Helsinki den Theodor-Aue-Kulturpreis verliehen - für besondere Verdienste im kulturellen Austausch zwischen Finnland und Deutschland.

Mögen sich beide Länder historisch und kulturell noch so eng verbunden sein: Das Thema Atomstrom führt in Finnland, das momentan über vier Atomkraftwerke verfügt, kaum zu Spannungen - ganz anders als in Deutschland. Hier spricht der derzeitige Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) in Zeitungsinterviews von einer "Talfahrt der Atomenergie" und proklamiert als Alternative "die drei großen E: Energieeinsparung, Effizienz, erneuerbare Energien."


Niedrige Strompreise in Finnland
Lipponen zeigt sich da weniger idealistisch. Ein neues Atomkraftwerk helfe dabei, den Strompreis stabil auf angemessenem Niveau zu halten, argumentiert der finnische Ex-Ministerpräsident nüchtern - zu Gunsten der Wettbewerbsfähigkeit der finnischen Industrie. Bereits jetzt seien die Energiepreise in seinem Land deutlich niedriger als in Deutschland.

Tatsächlich bekommt die Industrie in Finnland seit Jahren niedrigere Stromrechnungen als in den meisten anderen europäischen Nationen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des deutschen Verbandes der Elektrizitätswirtschaft (VDEW) vom April dieses Jahres. Bei kleineren Betrieben schneidet Finnland im EU-Vergleich am besten ab.

Beispiel: Eine Maschinenfabrik mit 200 Beschäftigten und durchschnittlichem Stromverbrauch zahlt in Finnland rund 5600 Euro pro Monat, in Deutschland fast 8900 Euro. Bei größeren Unternehmen mit etwa 2000 Beschäftigten liegt der nordeuropäische Staat immerhin auf Platz fünf der Niedrigpreis-Hitliste. Deutschland schafft es in beiden Kategorien nur auf den neunten von 15 Rängen.
Terugkomen is niet hetzelfde als blijven (Unbekannt)
Benutzeravatar
Hans
Salmiakki Resistenter
Beiträge: 4813
Registriert: 28. Mär 2005 19:43
Wohnort: Nord-Holland-Nord / Niederlande

#2 Re: Atomkraft in FIN

Beitrag von Hans »

(Teil 2/3)

Milliardenprojekt auf der finnischen Halbinsel
Auch im Bereich Stromverbrauch gehört das Land mit dem rauen Klima zur Spitze: Nach den Norwegern und den Schweden konsumieren die Finnen europaweit die größte Menge an Strom pro Kopf. Und der Bedarf wächst. Logisch also, dass nicht nur Heinrich von Pierer finnische Wirtschaftsleute und Politiker hofiert, sondern auch umgekehrt: Parlamentspräsident Lipponen rühmt die "große Tradition in der Zusammenarbeit mit Siemens".

Diese begann vor mehr als 150 Jahren und hatte zunächst nichts mit Stromerzeugung zu tun: Das deutsche Unternehmen verlegte 1854 eine Telegrafenverbindung vom russischen St. Petersburg über Helsinki nach Europa. Ende der 70er Jahre lieferte Siemens dann die Leittechnik für die beiden finnischen Kernkraftwerke Loviisa I und II. Mit der Modernisierung dieser Anlagen wurde der Konzern im Januar beauftragt.

Nun setzen die Auftraggeber aus Finnland auch beim aktuellen Milliardenprojekt unter anderem auf den Konzern aus München. Bis in vier Jahren soll Siemens auf der westfinnischen Halbinsel Olkiluoto ein neues Atomkraftwerk errichten - im Konsortium mit Framatome ANP, einem Joint Venture des französischen Nuklearkonzerns Areva und Siemens.


Erstes AKW in Westeuropa seit Tschernobyl
Framatome ANP ist als Konsortialführer für den nuklearen Teil zuständig. Der konventionelle Part des Kraftwerks mit Dampfturbine, Generator, elektromechanischer Ausrüstung und Leittechnik wird von Siemens Power Generation (PG) - der Kraftwerkssparte des Technologiekonzerns - gestellt. Das Ziel: Realisierung des Projekts Olkiluoto 3, beziehungsweise Bau des ersten AKW in Westeuropa seit der Katastrophe von Tschernobyl.

Für beide Unternehmen ist es ein Prestigevorhaben: Der so genannte Europäische Druckwasserreaktor (EPR) soll eine Leistung von 1600 Megawatt erzeugen. "Das wird ein neuer Weltrekord werden", sagt von Pierer. Den Auftrag vergab der finnische Stromkonzern TVO im Dezember 2003. Mit rund drei Milliarden Euro tätigt TVO die bislang größte private Industrieinvestition in der Geschichte Finnlands. Ein Dumping-Preis, kritisieren dagegen Atomkraftgegner.

Nun wittert die Atomenergiebranche wieder Morgenluft, denn Finnland steht mit seinen Plänen nicht alleine - auch wenn das Nachbarland Schweden den Ausstieg aus der Atomenergie plant. "Seit mehreren Jahren prophezeien wir die Renaissance der Kernkraft", jubelt etwa Framatome-ANP-Chef Vincent Maurel auf der Webseite des Unternehmens, "nun geht Finnland mit dem Bau eines EPR-Reaktors beispielhaft voran, und Frankreich eifert dem nach." Denn auch Frankreich will ein EPR-Kraftwerk aufstellen.


Ausstieg aus dem Atomausstieg in Deutschland?
Ebenso wie Maurel lobt von Pierer die Finnen und deren Entschlossenheit, eine neue Strategie zur Energieversorgung zu entwickeln. Dagegen erkenne er in Europa kein stimmiges Gesamtkonzept, so der Siemens-Aufsichtsratschef, das den steigenden Strombedarf sichern und die Abhängigkeit von Energieimporten reduzieren könnte. Zudem prophezeit von Pierer: "Ich bin davon überzeugt, dass kein Weg an einer weiteren Nutzung der Kernenergie vorbeiführt."

Zeigt nach einem möglichen Regierungswechsel vielleicht auch Deutschland wieder Interesse? An der Börse sind die Aktienkurse der Stromversorger Eon und RWE jedenfalls kräftig gestiegen, nachdem voraussichtliche Neuwahlen im September die Perspektive eines baldigen Regierungswechsels eröffneten. Und CDU-Chefin Angela Merkel, die schon als neue Kanzlerin gehandelt wird, hat sich bereits für längere Laufzeiten bestehender Atomkraftwerke ausgesprochen - wenngleich sich die Frage von Neubauten laut Merkel (noch) nicht stellt.

Angesichts anhaltender Proteste gegen Castor-Transporte und einer relativ kritischen öffentlichen Meinung ist es unpopulär, neue Atommeiler zu fordern - insbesondere nach dem erneuten Störfall in der britischen Wiederaufbereitungsanlage Sellafield im Mai. Ein Problem insbesondere für den wiedergewählten Premierminister Tony Blair, der ebenfalls Ambitionen für den Bau neuer Atomkraftwerke haben soll.


Rentabler Atommeiler als Lockmittel
Doch kann es Deutschland sich leisten, dem Ansteigen der Energiepreise zuzusehen? Sollte sich das erste Atomkraftwerk der dritten Generation in Finnland als rentabel erweisen, dann ist es zumindest nicht auszuschließen, dass auch Politiker in Deutschland unter dem Druck der Wirtschaft umdenken.

Es wäre nicht das erste Mal, dass Finnland als Vorbild vorangeht und andere gerne nachziehen würden. Seit Jahren schon blicken deutsche Politiker neidisch ins Land der Superlativen: Schließlich sind die Finnen nicht nur Pisa-Sieger, sie liegen mit einem Wirtschaftswachstum von rund 3,5 Prozent auch deutlich über dem EU-Durchschnitt.
Terugkomen is niet hetzelfde als blijven (Unbekannt)
Benutzeravatar
Hans
Salmiakki Resistenter
Beiträge: 4813
Registriert: 28. Mär 2005 19:43
Wohnort: Nord-Holland-Nord / Niederlande

#3 Re: Atomkraft in FIN

Beitrag von Hans »

(Teil 3/3)

Ewige Einnahmequelle Endlager
Zudem fungiert Finnland öfter als Keimzelle für neue Technik. Die Bevölkerung ist als technologiebegeistert bekannt: Beispielsweise besitzen 65 von 100 Finnen ein Handy, das ist Weltrekord. Daher gilt der skandinavische Staat als ideales Versuchsgebiet für Innovationen. Heimische Unternehmen wie Nokia profitieren vom Standortvorteil, neue Produkte erst einmal in Finnland erproben zu können, um sie im Erfolgsfall auf den Weltmarkt zu bringen.

Warum sollte es mit einem Atomkraftwerk nicht ähnlich funktionieren? Die Skepsis der finnischen Bevölkerung ist jedenfalls längst nicht so ausgeprägt wie die der deutschen. Befürworter und Gegner halten sich in etwa die Waage, massive Proteste bleiben aus. Ein Dorf namens Eurajoki freut sich gar darüber, den Zuschlag für ein neues Endlager für radioaktive Abfälle bekommen zu haben - wegen der Aussicht auf ewige Steuereinnahmen.

Im finnischen Handels- und Industrieministerium, so berichtet das Magazin der DFHK, denkt man bereits über den Bau eines sechsten Atomkraftwerks nach. Denn ein vom Ministerium in Auftrag gegebenes Gutachten komme zu dem Schluss, dass die Ziele der Weltklimakonferenz in Kyoto am besten mit Hilfe eines weiteren AKW erreicht werden könnten.


Das umweltfreundlichste Land der Welt
Sowohl Heinrich von Pierer als auch der finnische Parlamentspräsident Lipponen betrachten die Kernkraft im Vergleich zur Kohle als umweltfreundlichere Alternative, mit deren Hilfe Kohlendioxid-Emissionen reduziert werden könnten.

Atomkraftgegnern wie Umweltminister Trittin mögen sich bei dieser Argumentation die Haare sträuben. Schließlich besteht - selbst wenn moderne Kraftwerke als sicher gelten - nach wie vor das Problem der Entsorgung des radioaktiven Atommülls.

Lipponen dagegen sieht Kernkraft und Umweltschutz nicht als Widerspruch. Warum auch? Im Januar erst kürten Forscher der US-Spitzenuniversitäten Yale und Columbia Finnland als umweltfreundlichsten Staat der Erde. Deutschland belegte Platz 31
Terugkomen is niet hetzelfde als blijven (Unbekannt)
Benutzeravatar
Svea
FiFo-Treffen Renner
Beiträge: 1533
Registriert: 23. Mär 2005 10:43
Wohnort: Danmark

#4 Re: Atomkraft in FIN

Beitrag von Svea »

Hans schrieb am 21.06.2005 12:06
Im Januar erst kürten Forscher der US-Spitzenuniversitäten Yale und Columbia Finnland als umweltfreundlichsten Staat der Erde. Deutschland belegte Platz 31
Ich habe jetzt den ganzen Beitrag noch nicht gelesen, doch sobald ich von dieser Studie lese, sträuben sich bei mir die Haare!!! Die Studie hat die Bevölkerungszahl nämlich unberücksichtigt gelassen...sehr schlau natürlich (naja, was war schon zu erwarten ;) )..natürlich, dass dann die Länder, in denen nur wenig Bevölkerung lebt, besonders gut abschneiden.

"Das Bundesumweltministerium kritisierte die Methoden von ESI (Environmental Sustainability Index). „Bei dieser übergreifenden Ranking-Liste werden Äpfel mit Birnen verglichen“, sagte Sprecher Thomas Hagbeck. Aussagekräftig seien nur Vergleiche innerhalb von Gruppen ähnlicher Länder. So erreiche Deutschland mit 56,9 Punkten unter den Ländern mit hoher Bevölkerungsdichte den zweiten Platz hinter Japan (57,3 Punkte) und vor den Niederlanden (53,7). Auch die Verfasser der Rangliste hatten betont, dass Finnlands Spitzenplatz unter anderem ein Produkt seiner geringen Bevölkerungsdichte sei.

Deutschland schneidet laut Hagbeck vor allem bei den Indikatoren schlecht ab, die relativ zur Landfläche oder Bevölkerungsdichte berechnet werden, so etwa bei der Menge des pro Kopf vorhandenen Grundwassers."
Quelle: http://www.handelsblatt.com/pshb/fn/rel ... i/cn/GoArt!200013,204299,852663/SH/0/depot/0/
Zuletzt geändert von Svea am 21. Jun 2005 14:45, insgesamt 1-mal geändert.
Bild
Benutzeravatar
Klaus
Kela Überlebender
Beiträge: 2417
Registriert: 29. Mär 2005 12:43
Wohnort: Oostfreesland
Danksagung erhalten: 1 Mal

#5 Re: Atomkraft in FIN

Beitrag von Klaus »

Was ist das denn für eine Megastudie??? Ohne Berücksichtigung der Bevölkerungszahlen? Dann könnte man ja auch eine Arbeitslosenstatistik ohne Angabe der Gesamtbevölkerung machen, da würde Deutschland mit Sicherheit mit Abstand verlieren und solche Länder wie Liechtenstein, Åland, Andorra, Färöer oder warum nicht der Vatikan und die anderen Zwergenländer mit eigenen Arbeitsämtern mit einem Megaabstand gewinnen! Was für ein schwachsinn.

Der Text ist übrigens sehr interessant. :thumbsu:
Många bäckar små, blir en stor å.

Die Politiker von heute machen Politik nur für einen Tag. Und der Tag war gestern. (Dieter Hildebrandt)
Benutzeravatar
Peter
Admin
Beiträge: 1568
Registriert: 20. Mär 2005 13:20
Wohnort: 53.129026,8.093866
Hat sich bedankt: 7 Mal
Danksagung erhalten: 13 Mal
Kontaktdaten:

#6 Re: Atomkraft in FIN

Beitrag von Peter »

Zum Thema Atomkraft in FIN wurde bereits unter "Negative Aspekte von Finnland" in dieser Area berichtet. Ja, es ist schon schlimm. Die Finnische Regierung (und natürlich ihr Wirtschaft) setzt voll auf Atomkraft. Der Bau des 5. Reaktors in Olkiluoto und die knallharte Abkehr der Regierung gegen die Kyoto- Kriterien zum Abbau der CO2- Emissionen ist erschreckend. Übrigens hat das finnische Parlament jetzt mit einer überwältigenden Mehrheit den Bau des weltweit ersten Endlagers für Atommüll beschlossen. Wer sich dafür interessiert, hier ein entsprechender Artikel der Welt am Sonntag von heute.

http://www.welt.de/daten/2001/06/16/0616wi261004.htx

Tja, in unserem Traumland sieht auch nicht alles so rosig aus. Die traumhaft schöne Landschaft mit ihren Wäldern und Seen täuscht über so manche negative Dinge hinweg oder läßt sie vergessen. Es ist eben nicht alles Gold was glänzt.
OB1
Senatsplatzknipser
Beiträge: 52
Registriert: 11. Jun 2005 14:05
Wohnort: Hämeenlinna, FIN
Kontaktdaten:

#7 Re: Atomkraft in FIN

Beitrag von OB1 »

Hm, was heisst der Bau des ersten Endlagers wurde jetzt beschlossen? Das Endlager ist doch schon lange im Bau! Ich habe die Baustelle schon im Mai mit einer Gruppe Chefs eines schweizer Atomkraftwerks besucht! Uebrigens: in Finnland sind 4 Reaktoren am Netz - in Schweden, die von der Atomkraft loskommen wollen - sind es immerhin sogar 11!!!!
[VERBORGEN]
Benutzeravatar
poro
Moltebeeren Tester
Beiträge: 474
Registriert: 14. Jul 2005 12:25
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

#8 Re: Atomkraft in FIN

Beitrag von poro »

Zu dem Thema aus der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 13.09.2005:

Atomkraft – in Finnland hochwillkommen

Erstmals seit 19 Jahren wurde gestern der Grundstein für den Bau eines neuen Reaktors in Europa gelegt.

Die Atomindustrie in Europa ließ gestern die Sektkorken knallen: Im westfinnischen Olkiluoto wurde der Grundstein für ein neues Kernkraftwerk gelegt. Es ist das erste in Europa, das nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im Jahre 1986 genehmigt wurde. Der Atommeiler in Olkiluoto ist als französisch-deutsches Gemeinschaftsprojekt entwickelt worden und wird auch gemeinsam von der französischen Agreva und dem deutschen Siemens-Konzern errichtet. Die Baukosten für den neuartigen Druckwasserreaktor vom Typ EPR sind auf drei Milliarden Euro veranschlagt, seine Inbetriebnahme ist für 2009 vorgesehen. Die Leistung beträgt 1600 Megawatt, sie soll 60 Jahre in das finnische Stromnetz einfließen.

Einen ähnlichen Reaktor baut das selbe Unternehmen ab Ende 2007 in Flammanville in der Normandie. Schon vor der Grundsteinlegung in Finnland machte die Atomindustrie den dortigen Neubau zum Vorzeigeobjekt. Der Grund: Der EPR gilt als wesentlich sicherer als alle bisher betriebenen Kernkraftwerke und soll weltweit vermarktet werden. Die Hersteller möchten mit dem Reaktor der neuen Generation nicht nur den französischen Kraftwerkspark erneuern, sie erwarten auch Aufträge aus den USA, China, Indien, Südamerika und – wie Ralf Güldner von der deutschen Framatome GmbH in Erlangen sagt – vielleicht auch aus den Niederlanden.

In Finnland, wo bereits vier Atomkraftwerke am Netz sind, war die Investitionsentscheidung politisch kaum umstritten. Mehrere Standorte bewarben sich um das Projekt. Im Mai 2002 stimmte das Parlament zu, im Dezember 2003 erhielten Framatome ANP und Siemens den Auftrag. Schon am 17. Februar 2005 wurde die atomrechtliche Bauerlaubnis erteilt – „in Rekordzeit“, sagt Güldner.

Agreva-Chefin Anne Lauvergeon ist zuversichtlich. „Der EPR bahnt sich seinen Weg“, sagte sie gestern in Olkiluoto. Zugleich lobte die französische Unternehmerin die finnischen Auftraggeber. Finnland habe sich in einem „beispielhaften demokratischen Prozess“ entschieden, Atomkraft in den Mittelpunkt seines Energie-Mixes zu stellen.

Nicht nur Finnland profitiert von der Milliarden-Investition. Ein französischer Konzern erstellt derzeit das Reaktordruckgebäude, die deutsche Hochbaufirma Heitkamp wird die Turbinenhalle errichten. Bis zu 2600 Arbeitskräfte werden in Olkiluoto eingesetzt.

Die Grundsteinlegung lockte auch Atomkraftgegner an die finnische Westküste. Etwa 100 Umweltschützer protestierten gegen den „Weg in die nukleare Sackgasse“, Greenpeace kündigte eine Klage an und sieht Risiken für die Umwelt. Doch auch Finnlands Regierung argumentiert umweltpolitisch: Ohne den neuen Reaktor könne Finnland die Ziele des Kyoto-Klimaprotokolls zur Reduzierung von Kohlendioxid-Emissionen nicht erreichen.
FiFo-Häkä 2006--Poro! Googelt schneller als die Polizei erlaubt!
Loja
Kela Überlebender
Beiträge: 2200
Registriert: 21. Apr 2005 22:11
Wohnort: Mannheim
Kontaktdaten:

#9 Re: Atomkraft in FIN

Beitrag von Loja »

[img]mad.gif[/img]

Sieht so aus, als gäbe es kein Entkommen mehr! [img]mad.gif[/img] [img]mad.gif[/img]
[img]http://www.cosgan.de/images/smilie/figuren/c035.gif[/img] <span style="font-size:10pt;">Runoilija 2006 ja Pikilintu 2007</span>[img]http://smiliestation.de/smileys/Gemischt/260.gif[/img]
Benutzeravatar
Klaus
Kela Überlebender
Beiträge: 2417
Registriert: 29. Mär 2005 12:43
Wohnort: Oostfreesland
Danksagung erhalten: 1 Mal

#10 Re: Atomkraft in FIN

Beitrag von Klaus »

Unfassbar! [img]mad.gif[/img]

Was ich auch unfassbar finde ist, dass sich gleich mehrere Orte als Standort des neuen AKWs bewarben!!! Das kann ich erstens nicht verstehen und zweitens wäre das in Deutschland undenkbar! Wer würde hier gerne ein AKW vor der Haustür stehen haben wollen? Genau, keiner. Sehen die Finnen das anders? Ich glaube kaum, dass das Volk dem Bau wohlwollend gegenüber steht, oder? ?(
Många bäckar små, blir en stor å.

Die Politiker von heute machen Politik nur für einen Tag. Und der Tag war gestern. (Dieter Hildebrandt)
Jürgen
Mumin Experte
Beiträge: 186
Registriert: 24. Apr 2005 20:31
Wohnort: Worms
Kontaktdaten:

#11 Re: Atomkraft in FIN

Beitrag von Jürgen »

Wenn ich aus dem Haus die ca. 400 m bis zum Rhein gehe, kann ich an der nächsten Flußbiegung das AKW Biblis sehen. Luftlinie vielleicht 15 km.
Ich möchte jetzt nicht als Verfechter der Atomkraft verteufelt werden, aber hier scheint das bis jetzt noch keinem geschadet zu haben.
Sicherlich, wenn ein AKW ein gewisses Alter erreicht hat, sollte es entweder abgeschaltet werden oder auf den Sicherungstechnisch neuesten Stand.
Da der weltweit enorm gestiegene Energiebedarf (auch eure PC`s,Waschmaschinen,Kühlschränke etc.) durch konventionelle Kraftwerke oder Wind-,Wasser- oder Sonnenkraft kaum noch zu decken ist, halte ich ein modernes, auf dem neuesten Stand der Technik befindliches, AKW für nicht die schlechteste Lösung.
Wenn jemand ein geniales Gegenkonzept hat, lasse ich mich gern überzeugen.
Übrigens, ich arbeite weder in Biblis noch habe ich Aktien an irgendeinem AKW (oder heißt es KKW ?)
Dieser Text wurde im Rahmen der freien Meinungsäußerung erstellt ;) .
Also, denkt mal drüber nach und überzeugt mich von einer anderen Lösung.
Tschüß Jürgen
Kaisa
Senatsplatzknipser
Beiträge: 58
Registriert: 10. Apr 2005 14:50
Wohnort: NRW
Kontaktdaten:

#12 Re: Atomkraft in FIN

Beitrag von Kaisa »

Naja, was ich so gehört habe, sind die Finnen nicht unbedingt Atomkraftgegner. Und ich habe mal irgendwo gelesen(weiß aber leider im Moment nicht wo), dass die Orte sich für AKWs bewerben, weil 1. dadurch Arbeitsplätze entstehen und 2. die AKWs in Finnland wohl Geld an soziale Einrichtungen wie Jugendtreffs, Seniorenzentren u.s.w. geben. Von daher(falls das wirklich so ist) kann ich nachvollziehen, dass sich mehrere Orte beworben haben. Und - ich will jetzt nicht behaupten, dass Atomkraft 100% sicher ist(Tschernobyl!!!)- die AKWs werden schon immer sicherer!

Einen Vorteil, den ich in AKWs sehe, ist, dass sie kein CO2 ausstoßen und daher nicht so wie andere Energien die Klimaerwärmung beschleunigen. Natürlich sind umweltfreundliche Energien besser, nur glaube ich nicht, dass Solarenergie so effektiv in Finnland genutzt werden könnte, da man den Winter(mit wenig bzw. gar keiner Sonne) irgendwie überbrücken muss!

Die beste Lösung ist natürlich Energiesparen, aber welche Regierung kann das per Gesetz anordnen?
[VERBORGEN]
Loja
Kela Überlebender
Beiträge: 2200
Registriert: 21. Apr 2005 22:11
Wohnort: Mannheim
Kontaktdaten:

#13 Re: Atomkraft in FIN

Beitrag von Loja »

:D

Vermutlich ist den Finnen gar nicht klar, worauf sie sich da einlassen. Sie sehen wohl in 1. Linie die Vorteile, die sicher auch vorhanden sind. Aber sollte ein Land, das als "Land der 1000 Seen" bekannt ist, nicht mehr auf Wasserkraft setzen? Ist sauber, immer vorhanden und erwärmt das Klima nicht. Ebenso Windkraft. 80
[img]http://www.cosgan.de/images/smilie/figuren/c035.gif[/img] <span style="font-size:10pt;">Runoilija 2006 ja Pikilintu 2007</span>[img]http://smiliestation.de/smileys/Gemischt/260.gif[/img]
Benutzeravatar
Svea
FiFo-Treffen Renner
Beiträge: 1533
Registriert: 23. Mär 2005 10:43
Wohnort: Danmark

#14 Re: Atomkraft in FIN

Beitrag von Svea »

@Loja: Genau. Wasserkraft finde ich auch gut!
Jürgen schrieb am 13.09.2005 17:15
Da der weltweit enorm gestiegene Energiebedarf (auch eure PC`s,Waschmaschinen,Kühlschränke etc.) durch konventionelle Kraftwerke oder Wind-,Wasser- oder Sonnenkraft kaum noch zu decken ist, halte ich ein modernes, auf dem neuesten Stand der Technik befindliches, AKW für nicht die schlechteste Lösung.
Wenn jemand ein geniales Gegenkonzept hat, lasse ich mich gern überzeugen.
Du willst Alternativen? Gut :] .
Ich habe dir mal eine Grafik eingescannt:
Bild

Und hier ein paar Zitate aus dem entsprechenden Buch:
Weder, Dietrich Jörn, Umwelt, Bedrohung und Bewahrung, Bonn 2003, herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung
Es ist vorstellbar, dass sich Deutschland im Jahre 2050 überwiegend mit erneuerbarer Energie versorgt, mit einem Fünftel der treibhausgas-Emissionen des Jahres 1990, wie es die Klima-Enquete-Kommission des Bundestages für notwendig gehalten hat. Doch braucht man dazu viel Technik und anfangs auch viel Geld. Es ist dies keine sanfte Utopie, die niemandem wehtut
Eine solche klimagerechte Bedarfdeckung ist nur erreichbar, wenn wir überdies mit Energie äußerst sparsam und rationell umgehen.
Der Staat muss freilich vor allem anfangs gewaltig einmischen, damit eine solche Vision Gestalt wird.
Technisch ist fast alles möglich, aber wirtschaftlich und damit auch politisch stehen einer radikalen Umstellung hohe Hürden im Weg.


==> Fazit: Es scheint durchaus möglich, wenn wir uns wirklich engegen aller Hürden dafür einsetzen und sparsam mit unserer Energie umgehen.
Zuletzt geändert von Svea am 14. Sep 2005 10:36, insgesamt 1-mal geändert.
Bild
Loja
Kela Überlebender
Beiträge: 2200
Registriert: 21. Apr 2005 22:11
Wohnort: Mannheim
Kontaktdaten:

#15 Re: Atomkraft in FIN

Beitrag von Loja »

:D

Super Svea! Danke für den Buchtipp. Scheint interessant und lesenswert zu sein sowie klarzustellen, dass Atomkraft völlig unnötig ist. "Es geht nicht anders" sind nur faule Ausreden.

Es gibt auch in zunehmendem Maße "Gezeitenkraftwerke". Das ist eine gute Sache für Länder, zu deren Landbesitz Küsten gehören, die an einem Meer mit Gezeiten liegen. Für Norddeutschland sicher eine gute, billige, immer vorhandene Energiequelle. Auf Finnland bezogen geht das ja leider nicht, da die Ostsee keine Gezeiten hat.

Trotzdem sollten die Finnen wirklich noch mal drüber nachdenken, ob sie wegen Geldversprechungen ihre noch saubere Natur aufs Spiel setzen wollen. Man muss nicht bei jedem Mist dabei sein!

Und für Terroristen sind Atomkraftwerke ein gefundenes Fressen: Flugzeug drauf und Halleluja, Erdball! [img]mad.gif[/img]
[img]http://www.cosgan.de/images/smilie/figuren/c035.gif[/img] <span style="font-size:10pt;">Runoilija 2006 ja Pikilintu 2007</span>[img]http://smiliestation.de/smileys/Gemischt/260.gif[/img]
Antworten

Zurück zu „Umwelt/Umweltschutz“