Studienfinanzierung im Vergleich

Seit PISA blickt alles nach Finnland. Hat das Land ausser guten Schülern, Handys und Nokia sonst noch etwas zu bieten?

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Svea
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#1 Studienfinanzierung im Vergleich

Beitrag von Svea »

Ich kopiere hier mal den Text aus der Atommülldiskussion rein....

Peter
Aber so ist das heute. Jeder kümmert sich nur noch um sich selbst. Es wächst eine Ellbogengesellschaft heran, in deren Köpfen kein Platz für Sentimentalitäten wie Umwelt- und Naturschutz mehr ist. Jeder denkt nur noch an sich selbst und wie er trotz finanziellen Beschneidungen seinen Lebensstandard halten oder noch verbessern kann. Früher kamen Anstöße zum Nach- und Umdenken aus den Universitäten. Studenten gingen für und gegen alles Mögliche auf die Straße und rüttelten die Bevölkerung aus ihrer Lithargie. So entstand z.B. die Partei "Die Grünen" Ende der siebziger Jahre. Es handelte sich dabei um einen Zusammenschluss verschiedener sozialer, überwiegend studentischer Bewegungen. Die heutige Bildungspolitik an unseren Universitäten, die für eigenes Experimentieren und Probieren kaum noch Raum läßt, stattdessen nur noch nach der Trichtermethode Wissen vermittelt und als Dankeschön fürs Brav- und Fleißigsein akademische Micki-Maus Titel wie Master und Bachelor verleiht, läßt die Köpfe der meisten Studenten heute abschalten. Das Jagen nach den begehrten, da notwendigen Kreditpunkten ist wichtiger geworden als irgendwelche gesellschaftspolitische Fragestellungen. Auch gibt es keine Gemeinsamkeit unter den Studenten mehr (meine Beobachtung). Der Anteil von Einzelkämpfern scheint an den Unis heute größer zu sein als an den allgemeinbildenden Schulen, und ist wohl von der Politik auch so gewollt. Warscheinlich ist das auch in Finnland so. Wenn dem so ist, dann ist
mir klar, warum auch dort gegen den Filz in der Politik und deren Folgen niemand aufmuckt.

Svea
Du hast so recht! Es dreht sich alles nur darum, möglichst schnell fertig zu werden, möglichst viele Scheine im Semester zu sammeln, die Ferien mit Praktika vollzuknallen und Vetternwirtschaft zu betreiben. Und in der Freizeit arbeiten dann immer mehr, um sich die Studiengebühren finanzieren zu können (derzeit 675€ in Göttingen ).
Man hat überhaupt keine Zeit, sich tiefer mit Themen zu befassen, die einen interessieren, da der finanzielle und gesellschaftspolitische Druck so groß ist.
In den Lehrveranstaltungen gilt es meist nur stumpf Massen an Unterrichtstexten zu lesen und für die Klausuren auswendig zu lernen, statt sich mit einem Thema mal intensiver zu befassen .

Mich wundert nur, dass es in Skandinavien nicht besser ist mit dem Engagement, da dort die Rahmenbedingungen zum Studieren ungleich besser sind (in Schweden und Dänemark bekommt man als Student Geld vom Staat - in Deutschland läuft es umgekehrt ) . Aber wahrscheinlich liegt es an den Mickey-Maus-Studiengängen (das Wort gefällt mir, Peter ).
Sunny
Was ist denn Bafög - kein Geld vom Staat? Ich finde zumindest die Bedingungen die über Jahre bestand hatten (zinslos, Rückzahlung erst 5 J. nach Abschluss, geringe Raten, Befreiung in Härtefällen) doch schon vom Sozialsystem vorbildlich. Heutzutage natürlich nicht mehr so toll

Mein Mann hat sein Studium durch ein Privatkredit (opintolaina) zu vergünstigten Bedingungen finanziert (machen fast alle Studenten), denn von KELA Geld konnte man schon damals kein Studium finanzieren. Find ich an sich eine gute Einrichtung, auch wenn man es irgendwann verzinst zurückzahlen muss.

Ich kann mich nicht beklagen - hab mit viel Amtsgangaufwand mein Studium mit Bafög (zinslos!) finanziert (hab keine gutbetuchten Eltern und musste mir auch alles selbst erarbeiten, aber bin stolz drauf). Hätte ich besonders gute Leistungen erbracht oder alles auf einen Schlag bezahlt, wäre noch eine Reduzierung um gut 50% möglich (kann durchaus fünfstellig sein!). So gutmütig sind die finnischen Banken, die opintolainaa leisten ganz sicher nicht...

Ich konnte mir meinen Studienplan so einrichten, dass ich halbwegs in der Regelstudienzeit fertig geworden bin, obwohl mir mein Nebenjob sehr viel Zeit und Energie geraubt hat (weniger Party gemacht, als in Finnland so üblich ). Damit bin ich immer gut gefahren. In Finnland haben wir auch in unserer Firma sehr viele Personen, die ihr Studium in die Länge ziehen, aber schon mit beiden Beinen im Beruf stehen. Find ich an sich nicht so schlimm, so sammelt man Erfahrungen.
Svea
Was nützt Bafög, wenn man Studiengebühren bezahlen muss ?

Außerdem ist das Bafög vom Leistungsumfang sehr viel geringer als das Studiengeld, das man zum Beispiel in Schweden bekommt (unabhängig vom Einkommen der Eltern, für 11 Semester, keine Rückzahlung, Auslandsaufenthalte werden finanziert).
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Svea
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#2 Re: Studienfinanzierung im Vergleich

Beitrag von Svea »

Kathi
Ich finde auch, dass das Bafög nicht mit dem Studiengeld in Finnland vergleichbar ist. Es ist ja in Deutschland gar nicht mal so einfach, Bafög überhaupt zu bekommen. Da werden immer tausend Gründe gefunden, warum der Student nichts bekommt.
In Finnland bekommt jeder Student wenigstens ein bißchen was. Und ich finde es ist schon ein großer Unterschied, ob man sich noch 200 Euro durch Eltern, Nebenjob oder Kredite besorgen muss, oder ob man seinen kompletten Lebensunterhalt selbst zusammensuchen muss.
back_rose
naja, die geldsituation ist hart, von einer arbeitskollegin meiner mutter die tochter kennt einen, der bekommt kein bafög und von seinen eltern auch nix mehr. zum bafög: an dieser schule gibt es einen lehrer, der keine noten vergibt --> die schüler bekommen keine endnote in diesem fach und habne demzufolge auch keinen nachweis fürs amt. der kerl hat richtig probs...
aber mal zurück zum müll:
Klaus
Deutschland hat die mit die weltbesten Studienbedingungen. Wenn wir nach Skandinavien, Holland, Großbritannien, Australien oder in die USA schauen, gibt es da erstens nirgendwo ein Studium zu so günstigen Studiengebühren wie in Deutschland und zweitens, wo gibt es so viele und gute Unterstützungsmöglichkeiten wie in Deutschland? Man muss sie nur kennen und in Anspruch nehmen.

Dein Beispiel mit Schweden ist auch nicht die ganze Wahrheit. Das Studiengeld wird nur während der Arbeitszeit gezahlt, also nicht während der Semesterferien (Wohnung muss dann trotzdem bezahlt werden), weshalb auch da alle Arbeiten gehen müssen und ein Ferienjob in Schweden für Ausländer praktisch nicht möglich ist. Da wird der Löwenanteil auch für Lebenshaltungskosten drauf. Wer in Deutschland Bafög kriegt, dem kann auch Auslandsbafög nicht verweigert werden. Und sonst gibt es noch einige andere Möglichkeiten, ein Auslandssemester finanziert zu bekommen.

Auch wenn wir als Studenten keine Millionäre sind, so schlecht sind die Bedingungen hier in Deutschland gar nicht, da kann ich Sunny nur zustimmen
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#3 Re: Studienfinanzierung im Vergleich

Beitrag von Svea »

Klaus schrieb am 11.12.2006 11:19
Deutschland hat die mit die weltbesten Studienbedingungen. Wenn wir nach Skandinavien, Holland, Großbritannien, Australien oder in die USA schauen, gibt es da erstens nirgendwo ein Studium zu so günstigen Studiengebühren wie in Deutschland und zweitens, wo gibt es so viele und gute Unterstützungsmöglichkeiten wie in Deutschland? Man muss sie nur kennen und in Anspruch nehmen.
Habe da eher eine andere Meinung.... Gut - die USA, GB oder Australien betrachte ich ohnehin nicht als Beispiele, an denen wir uns orientieren sollten und ich frage mich, wieso immer nur diese 3 Länder als Beispiele genannt werden... Zu den Niederlanden weiß ich leider nichts, aber was Schweden angeht habe ich andere Informationen.

Sowohl meine Dänisch- als auch meine Schwedischlehrerin berichteten, dass das System dort viel großzüger ist als bei uns.
Gerade übersetzen wir einen Text zum System in Schweden und darin steht, dass das Geld a) jedem Hochschüler offen steht und auschließlich für den Lebensunterhalt bestimmt sei und b) dass Arbeiten während des Studiums unüblich und nicht vorgesehen sei. Wer zu viel selbst verdient, dem werden die Zuschüsse gestrichen.
Wer sowohl Studienbeihilfe als auch Darlehen beansprucht bekommt in etwa 750€ im Monat (leider stand nicht, wie hoch die Beihilfe alleine ist).
Studiengebühren gibt es nicht.
Das Studiengeld wird nur während der Arbeitszeit gezahlt, also nicht während der Semesterferien (Wohnung muss dann trotzdem bezahlt werden)
Das wusste ich nicht. Aber die Semesterferien sind dort ja auch nur im Sommer und es gibt nicht wie bei uns 6 Monate Semester"ferien".
Und sonst gibt es noch einige andere Möglichkeiten, ein Auslandssemester finanziert zu bekommen.
Aha...und welche sollen dieses sein? Meinst du die läppischen 100€, die man von Erasmus erhält ?( . Andere Möglichkeiten, außer den sehr rar gesähten DAAD-Stipendien sind mir nicht bekannt.

Damit wir hier wirklich ontopic bleiben, kann ja vielleicht mal jemand schreiben, wie es in Finnland wirklich aussieht ;) .
Zuletzt geändert von Svea am 11. Dez 2006 11:45, insgesamt 1-mal geändert.
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#4 Re: Studienfinanzierung im Vergleich

Beitrag von sunny1011 »

Svea schrieb am 11.12.2006 12:43
Sowohl meine Dänisch- als auch meine Schwedischlehrerin berichteten, dass das System dort viel großzüger ist als bei uns.
Gerade übersetzen wir einen Text zum System in Schweden und darin steht, dass das Geld a) jedem Hochschüler offen steht und auschließlich für den Lebensunterhalt bestimmt sei und b) dass Arbeiten während des Studiums unüblich und nicht vorgesehen sei. Wer zu viel selbst verdient, dem werden die Zuschüsse gestrichen.
In Finnland ist arbeiten während des Studiums durchaus üblich (ich würde sagen üblicher als in Deutschland). Wegen der Grosszügigkeit kommt mir das bekannt vor: Finnland brüstet sich mit PISA, und in der Praxis ist es nicht schlecht, aber oft auch nicht sooo gut und vorbildlich. Papier ist geduldig. Sie haben zumindest mit irgendeinem Aspekt die Möglichkeit gehabt, internationales Ansehen zu gewinnen. Wie gesagt, nicht ganz zu unrecht.
Aus Finnen von Sinnen [auf Finndeutsch]: "Finnland verhält sich zu der Erde wie das Erde zu der Universum. Weisst du, wir sind ein bisschen weit weg von die Zentrum, und wenn du vorbeifliegst an uns, denkst du, ach, da gibt es doch nur Wasser und Wolken. Deswegen steigt auch wenige aus hier. Macht aber nix, sind ja auch ganz gut allein zurechtgekommen bis jetzt (...) Allerdings lässt sich dieser O-Ton (...) hochmutiger auslegen. (...) dass ihre Heimat der einzige Ort auf Erden ist, an dem sich wahrhaft intelligentes Leben findet (...)
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#5 Re: Studienfinanzierung im Vergleich

Beitrag von Klaus »

Ja, es wird hier auch einfach viel zu gut geredet, so als wenn in Finnland alles perfekt wäre. Ich hatte ja in Finnland die Möglichkeit, etwas hinein zu schnuppern und sooo goldig, wie es hier immer gesagt wird, ist es nicht. Aber es ist schon eine andere Welt, von der wir uns ein paar Scheiben abschneiden könnten.

Auf Åland habe ich bei dem Platzbesitzer auch mitbekommen, dass er für seine Tochter die Schuljahrsgebühren fürs Lyceum (Klasse 9 - 12) überweisen musste.

Als schwedischer Student bekommt man wohl das Geld vom Staat (es hängt aber offenbar auch vom Einkommen ab, wie du schreibst), aber wie gesagt, sobald Ferien sind, werden die Zahlungen eingestellt. Und von dem Geld wird man auch nicht reich, was man da bekommt (Wohnung, Lebenskosten, Fahrten). Die schwedischen Studenten sind darauf angewiesen, im Sommer zu arbeiten, damit sie noch etwas Geld für sich haben. So hat das auf Åland eine Studentin aus Stockholm erzählt.


Es gibt in Deutschland zahlreiche Organisationen, die einem u. U. sogar das ganze Auslandsstudium finanzieren, bei anderen kann man einen zinsgünstigen Kredit bekommen usw. usf., also weit mehr als 100 € kann man kriegen. Selbst das Auslandsbafög ist um ein vielfaches höher als das normale, was ein guter Beitrag zur Finanzierung des Auslandsstudiums ist. Es gibt schon viele Möglichkeiten hier.
Zuletzt geändert von Klaus am 11. Dez 2006 13:07, insgesamt 1-mal geändert.
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#6 Re: Studienfinanzierung im Vergleich

Beitrag von Svea »

Okay, richtig beurteilen kann man es erst, wenn man wirklich vor Ort war oder mit Leuten gesprochen hat, die sich da sehr gut auskennen. Sicherlich ist es in vielen Ländern schlechter als in Deutschland. Aber das muss man ja nicht als Beispiel nehmen.
Ich finde es einfach klasse, dass in Skandinavien das Geld unabhängig vom Einkommen der Eltern gezahlt wird. Da haben wir heute im Kurs auch drüber diskutiert. Man ist dort viel früher für sich selbst verantwortlich als in Deutschland.
Klaus schrieb am 11.12.2006 13:06
Es gibt in Deutschland zahlreiche Organisationen, die einem u. U. sogar das ganze Auslandsstudium finanzieren, bei anderen kann man einen zinsgünstigen Kredit bekommen usw. usf., also weit mehr als 100 € kann man kriegen. Selbst das Auslandsbafög ist um ein vielfaches höher als das normale, was ein guter Beitrag zur Finanzierung des Auslandsstudiums ist. Es gibt schon viele Möglichkeiten hier.
Das stimmt einfach nicht! Nenne mir nur eine Organisation!
Es gibt zwar Stipendien von einigen Stiftungen, aber da muss man sich entweder sozial, politisch oder kirchlich engagiert haben, man braucht Gutachten von Professoren, excellente Noten und so weiter. Der Durchschnittsstudent bekommt definitiv kein Auslandsstudium finanziert. Ich beschäftige mich schließlich mit dem Thema und kenne einige, die mit ERASMUS weg waren. Da mussten die Eltern immer ordentlich beisteuern.

Das Auslandsbafög ist übrigens nicht um ein vielfaches höher, sondern um genau 50 Euro höher. IEs gibt für einige Länder einen weiteren Zuschlag (meist außereuropäische Länder), aber bei Finnland und Schweden, wo die Lebenshaltungskosten höher liegen (die Mieten in Studentenwohnheimen in Schweden liegen eher ab 250 Euro aufwärts - so steht es zumidnest auf den Uni-Seiten) gibt es keinen weiteren Zuschlag außer den 50 Euro.
Verdienen die Eltern soviel, dass man knapp über der Baföggrenze liegt, bekommt man nichts.
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#7 Re: Studienfinanzierung im Vergleich

Beitrag von Kathi »

Da muss ich mich Svea anschließen. Für das Auslandsstudium bekommt man wirklich nicht viel. Da muss man schon in der Studienstiftung sein oder so, die finanzieren das so weit ich weiß ganz ordentlich. Ich hab mich damals ja auch erkundigt, wo ich eventuell Geld herbekommen könnte, aber außer Erasmus ist da eigentlich nichts, was sich wirklich lohnt, bzw. was man ohne nen tierischen Aufwand bekommen könnte. Übrigens ist das mit dem Erasmusgeld auch Landes- und sogar Uni-abhängig. Eine Freundin, die in Bielefeld studiert, bekommt meines Wissens 180 Euro im Monat, ich kriege wenn ich Glück habe 120 Euro und manche bekommen sogar weniger als 100 Euro. Eine aus Österreich bekommt dagegen sogar über 200 Euro. Das soll mal einer verstehen.
Da ich hier in Oulu auch an einem Deutsch-Finnischen Tandem-Kurs teilnehme, haben wir in der Gruppe auch schon über Studiengebühren und Studienfinanzierung gesprochen. Die finnischen Studenten die dort waren bekamen alle Studiengeld (je nach Situation bis zu 460 Euro) und fanden es total absurd, dass in Deutschland der Student oder die Eltern für alles aufkommen müssen.
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#8 Re: Studienfinanzierung im Vergleich

Beitrag von sunny1011 »

Ich kann erfahrungsgemäss von Organisationen berichten (eine Ecke in der Zeit zurück, also kann ich nicht sagen, ob sie noch so grosszügig sind. Für Aussiedler wurde eine eingliederung für Akademiker und angehende Akademiker von Otto Benecke Stiftung und Goethe Institut geleistet. Mein Bruder hat das damals jahrelang in Anspruch genommen. Ich leider nicht.

Ich find jetzt meine Bafög Mappe nicht, aber ich habe mich auch an eine reine Hilfsorganisation gewandt (keine Stiftung), um Überbrückungshilfe weil es Probleme mit meinem Bafögbescheid gab. Ich weiss den Namen nicht mehr.
Svea schrieb am 11.12.2006 16:01
Das stimmt einfach nicht! Nenne mir nur eine Organisation!
Es gibt zwar Stipendien von einigen Stiftungen, aber da muss man sich entweder sozial, politisch oder kirchlich engagiert haben, man braucht Gutachten von Professoren, excellente Noten und so weiter.
Das stimmt so, allerdings wenn es mit dem Studium hand in hand geht (sagen wir mal vom Inhalt her), find ich dieses Engagement gar nicht mal so verkehrt. So ist eine finanzielle Leistung auch mit einem Nutzen für die Stiftung verbunden. Schliesslich eröffnet das Möglichkeiten, man nimmt an dem "richtigen Leben" Teil und es sind Organisationen mit Traditionen und Ansehen wie z.B. Konrad-Adenauer-Stiftung, Stiftung der Deutschen Wirtschaft etc. Auch in Finnland steht die Wettbewerbsfähigkeit so gut, weil vor allem die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Universitäten so hochrangig angesiedelt wird. Das liefert Ergebnisse und bereitet Nachwuchskräfte praktisch vor.
Aus Finnen von Sinnen [auf Finndeutsch]: "Finnland verhält sich zu der Erde wie das Erde zu der Universum. Weisst du, wir sind ein bisschen weit weg von die Zentrum, und wenn du vorbeifliegst an uns, denkst du, ach, da gibt es doch nur Wasser und Wolken. Deswegen steigt auch wenige aus hier. Macht aber nix, sind ja auch ganz gut allein zurechtgekommen bis jetzt (...) Allerdings lässt sich dieser O-Ton (...) hochmutiger auslegen. (...) dass ihre Heimat der einzige Ort auf Erden ist, an dem sich wahrhaft intelligentes Leben findet (...)
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#9 Re: Studienfinanzierung im Vergleich

Beitrag von Klaus »

"... Hier in NRW ist es die NRW-Bank. Diese zahlt einem die Studiengebühren und man muss sie nach dem Studium, wenn man einen entsprechenden Arbeitsplatz hat, zurückzahlen..."
In Niedersachsen ist es die N-Bank, die im Auftrag des Landes zinsgünstige Darlehen für die Finanzierung der Studiengebühren gewährt. Der Zinssatz ist variabel, d.h. er wird halbjährlich den Kapitalmarktzinsen angepasst. Z.Z. beträgt er so um 5,6%. Die Tilgungsphase beginnt nach einer Karenzzeit von zwei Jahren nach dem Studium; die Zinsen laufen in dieser Zeit aber weiter. Dabei ist es der Bank schnuppe, ob der Ex-Student Arbeit gefunden hat oder nicht. Die Bank will, verständlicherweise, ihr Geld zurück. Hat der Darlehensnehmer keine Arbeit gefunden, nun gut, dann ist eben nichts zu holen... Die Zinsen laufen aber auch jetzt munter weiter...

Aber die Studiengebühren sind nicht alles! Hier einmal das konkrete Beispiel meiner Tochter Lara. Sie hat zum WS 2006/07 ihr Lehramtsstudium an der Uni Oldenburg/Niedersachsen aufgenommen. Die Studiengebühren belaufen sich auf 500,- Euro, hinzu kommen obligatorische 214,- Euro Semestergebühren. Das macht 714,- Euro je Semester. Die Semestergebühren werden übrigens nicht von der N-Bank vorfinanziert bzw. als Darlehen gewährt.

Lara erhält 159,- Euro BaFöG, die Hälfte davon wird als Darlehen gewährt. Berechnungsgrundlage für das BaföG ist mein Einkommen als Sozialarbeiter/Sozialpädagoge (ich wußte bisher gar nicht, dass ich mich zu den Spitzenverdienern zählen darf. :D )
Nun hat Lara aber Glück, dass die Uni in der Nähe ist und sie noch bei uns wohnen kann. Wenn sie woanders studieren würde und eine Studentenbude bräuchte, würde sie zwar etwas mehr BaFöG erhalten; dennoch wäre sie auf nicht wenig finanzielle Unterstützung durch uns Eltern angewiesen.

Studien- und Semestergebühren sind aber ja nicht alles. Nicht wenige teure Fachbücher müssen jedes Semester angeschafft werden, zumindest die, die ständig gebraucht werden und somit als Leihbücher aus der Unibibliothek nicht in Frage kommen. Hinzu kommt, dass kein einziger Hochschullehrer mehr irgendwelche Skripte oder Reader in Papierform zur Verfügung stellt, sondern diese einfach ins Internet zum Download bereitstellt. Zuletzt waren das mal eben 170 Seiten.

Wenn für das Geld jedenfalls etwas geboten würde! Stattdessen 300 Studenten in der Mathevorlesung bei 150 Sitzplätzen. Die letzten können nicht erkennen, was der Prof. da an die Tafel pinnt, hören schon gar nicht, weil keine Verstärkeranlage vorhanden.

Fazit: Studiengebühren: wofür?

Ach so: Im nächsten Jahr will unsere Tochter Nele auch studieren...
Zuletzt geändert von Klaus am 30. Dez 2006 00:46, insgesamt 1-mal geändert.
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#10 Re: Studienfinanzierung im Vergleich

Beitrag von Naali »

Nein, brauchen sie nicht (können aber ja :D )
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#11 Re: Studienfinanzierung im Vergleich

Beitrag von Svea »

Klaus schrieb am 11.12.2006 19:40
Das stimmt schon. Warum soll ich was behaupten, was nicht stimmt? Ich kann sie dir jetzt zwar nicht alle aus dem Kopf hier hin schreiben, aber es gibt schon einige. Hier nur ein paar, z. B. bei der KfW-Bank kann man Kredite beantragen, die man zinsgünstig später zurückzahlen muss. [...]
Ich rede nicht von Krediten, sondern ich meine die von dir angeführten Organisationen, die einem das Auslandsstudium angeblich bezahlen (mit bezahlen meine ich "bezahlen" und nicht "leihen"). Die gibt es nämlich nicht. Ich habe mich in den letzten Monaten mit dem Thema intensiv befasst und mich ja auch beraten lassen.
Desweiteren gibt es auch ein paar kirchliche Organisationen. Bei einer weiß ich (der Name fällt mir jetzt nicht ein), dass jeder eine Unterstützung bekommt. Allerdings, da es vom katholischen Erzbistum (hier Münster) ist, muss man natürlich katholisch sein und man muss diesem Verein beitreten. Die zahlen gut und einer Freundin haben die das komplette Auslandssemester in Australien finanziert.
Sag ich ja: Wenn man sich kirchlich engagiert, ist es was anderes. Ich bin aber weder katholisch, noch habe ich mit der Kirche groß was am Hut.
Es gibt teilweise Nischen, aber die treffen nur auf sehr wenige zu und die Mittel sind nicht für die Masse zugängig.
Es gibt auch eine Organisation, die Studien in Schweden unterstützt, wenn man in Baden-Würtemberg wohnt. Natoll, wem nützt es :rolleyes: ? Glück hat der, der dort geboren ist :rolleyes: .
Eine breite, gerechte Förderung existiert in Deutschland nämlich meiner Meinung nach nicht.
Was das Auslandsbafög angeht, bekommen wir in Holland mehr als nur 50 € Zuschlag! Wie viel genau weiß ich jetzt gerade nicht. Wenn man kein (Inlands)Bafög bekommt, kann man aber trotzdem Auslandsbafög bekommen.
Kann, muss aber nicht. Ich weiß nicht, wieso du für die Niederlande mehr bekommst (wäre interessant zu wissen). Nach der Bafög Ordnung (http://www.bafoeg.bmbf.de/gesetze_ausland_default.php) bekommt man auch dort nur 50€ mehr.

@Sunny: Sicherlich ist es vom Gedanken an sich nicht verkehrt, dass man für das Geld, das einem die Stiftung gibt, auch etwas leisten muss. Aber was mich stört ist die maßlose Ungerechtigkeit bei uns: Haben die Eltern Geld, ist die Finanzierung überhaupt kein Thema. Da stören auch keine Studiengebühren und teuren Auslandsaufenthalte. Und wer keine reichen Eltern hat bzw. nicht gerade das politisch/kirchlich engagierte Super-Hirn ist, steht oft ziemlich schlecht da [img]mad.gif[/img] .
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#12 Re: Studienfinanzierung im Vergleich

Beitrag von sunny1011 »

Svea schrieb am 11.12.2006 21:40
@Sunny: Sicherlich ist es vom Gedanken an sich nicht verkehrt, dass man für das Geld, das einem die Stiftung gibt, auch etwas leisten muss.
Ich finde es wiederrum nicht gerecht, dass in Finnland anscheinend der gleiche Satz gilt, egal ob man drauf angewiesen ist (das Geld zum Finanzieren des Studiums braucht, weil die Eltern nicht wohlhaben sind/einen nicht unterstützen wollen/können/möchten), oder ob man aus Eliteverhältnissen kommt und alles in den Schoss fällt. Das ist wieder mal eine Logik... Bezahlen tun in beiden Fällen wir - die Steuerzahler. Und wieso unnötig dann jemandem das Geld pumpen, wenn er/sie finanziell gut gestellt sind? Verstehe ich nicht. Wieder mal das Prinzip - "wir sind alle gleich", bei dem ich Pusteln bekomme...
Svea schrieb am 11.12.2006 21:40
Aber was mich stört ist die maßlose Ungerechtigkeit bei uns: Haben die Eltern Geld, ist die Finanzierung überhaupt kein Thema. Da stören auch keine Studiengebühren und teuren Auslandsaufenthalte. Und wer keine reichen Eltern hat bzw. nicht gerade das politisch/kirchlich engagierte Super-Hirn ist, steht oft ziemlich schlecht da [img]mad.gif[/img] .
Ich musste auf ein Auslandssemester im Sprachstudium verzichten, weil ich mit meinem Nebenjob mein Studium finanzierte und/oder schnell fertig werden wollte und mir keine Auszeit gönnen konnte. Sicher hätte ich gern 1-2 Semester in Granada verbracht :] . Jetzt ist es in meinem Studiengang nach der Reform Pflicht. Da muss man können... Ich versteh schon was Du meinst.
Aus Finnen von Sinnen [auf Finndeutsch]: "Finnland verhält sich zu der Erde wie das Erde zu der Universum. Weisst du, wir sind ein bisschen weit weg von die Zentrum, und wenn du vorbeifliegst an uns, denkst du, ach, da gibt es doch nur Wasser und Wolken. Deswegen steigt auch wenige aus hier. Macht aber nix, sind ja auch ganz gut allein zurechtgekommen bis jetzt (...) Allerdings lässt sich dieser O-Ton (...) hochmutiger auslegen. (...) dass ihre Heimat der einzige Ort auf Erden ist, an dem sich wahrhaft intelligentes Leben findet (...)
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#13 Re: Studienfinanzierung im Vergleich

Beitrag von sunny1011 »

Ein interessanter Artikel aus der Praxissicht.
"Ich bin stolz auf unser Bildungssystem." - Interview mit Päivi Huhtanen aus Finnland
Finnland - seit der PISA-Studie verbindet vermutlich jeder Deutsche mit diesem skandinavischen Land ein nahezu perfektes Bildungssystem. Doch sollte es nicht um die guten Leistungen finnischer Schüler gehen, als ich mich mit Päivi Huhtanen, einer Finnin, zum Gespräch traf. Ich hatte nämlich gelesen, dass in Finnland jeder Student circa 400 € pro Monat vom Staat als Studienförderung erhält - und zwar ohne es zurückzahlen zu müssen. Genau hier wollte ich nachhaken. Das blieb jedoch nicht das einzige Thema: interessant war es auch, mal wieder eine andere Sichtweise auf Deutschland zu bekommen - und zwar eine finnische.

Päivi Huhtanen aus Finnland
Jeder finnische Student erhält Zuschuss vom Staat

Päivi Huhtanen studiert eigentlich Deutsch und Schwedisch auf Lehramt in Turku, Finnland. Nachdem sie bereits im letzten Jahr für ein Semester hier in Deutschland studiert hat, ist sie jetzt hier, um ihre Abschlussarbeit an der Universität Göttingen zu schreiben. Auf die Frage nach einem nicht zurückzuzahlenden Studienzuschuss, den finnische Studenten angeblich bekommen, antwortete mir Päivi, "Ja, das ist richtig". Dieser beträgt zum Beispiel bei einem Studenten über 20, der nicht mehr bei seinen Eltern lebt, knapp 260 €. Hinzu kommt ein Mietzuschuss von maximal 171,55 €. Jedoch ist dieses Geld vom Staat an bestimmte Bedingungen geknüpft:

Wenn man nur ein paar Vorlesungen besucht, hin und wieder mal in die Mensa geht und keine Scheine macht, also keine Leistungen vorlegt, versiegt der staatliche Geldhahn ziemlich schnell oder man muss eventuell sogar Geld zurückzahlen. Der finnische Student ist somit gezwungen, eine gewisse Anzahl an ECTS-Punkten zu sammeln, um diesen Studienzuschuss zu erhalten.

Hinzu kommt, dass finnische Studenten in der vorlesungsfreien Zeit, wenn sie also nicht wirklich studieren, kein Geld erhalten. Und "Finnland ist ein teures Land", so Päivi, das heißt, dass die etwas mehr als 400 € im seltensten Fall zum Leben reichen. Daher gehen viele finnische Studenten bereits im Januar und Februar auf Jobsuche für die vorlesungsfreie Zeit im Sommer: Die Studenten übernehmen dann häufig die Arbeit der Arbeitnehmer, die in dieser Zeit Urlaub machen. So hat Päivi zum Beispiel schon für die finnische Post gearbeitet oder in Fast-Food-Läden Burger verkauft - typische Studentenjobs eben.


Studienfinanzierung wird in der Politik scharf diskutiert

Auf die Frage, ob es denn nicht schon politische Diskussionen darüber oder sogar Gesetzesvorschläge hinsichtlich einer Abschaffung dieses Studienzuschusses gegeben habe, sagte Päivi mit einem Stirnrunzeln: "Ein heißes Thema...". Schon viele Jahre sei das Studium in Finnland kostenlos und zur Zeit werden die politischen Diskussionen, ob die Studenten statt des Zuschusses ein Darlehen erhalten und somit das Geld zurückzahlen müssen, immer heftiger. Sie glaubt, dass das in Finnland irgendwann bestimmt einmal der Fall sein wird, im Moment sind jedoch zumindest keine konkreten Veränderungen im Gespräch.

Und das ist auch gut so, sagt sie. Jeder kann studieren, ein Studium ist in keinster Weise abhängig vom Geld: "Ich bin stolz darauf, dass wir ein so gutes System haben." Sie weiß die Vorzüge eines Studiums in Finnland zu schätzen: Jeder Student erhält Geld, zahlt lediglich einen Jahresbeitrag von 85€ und kann sich somit zum Beispiel im Krankheitsfalle in einem Medizinischen Zentrum in der Universität kostenlos behandeln lassen. Hinzu kommen etliche Vergünstigungen, zum Beispiel in Kinos und bei der finnischen Bahn. Und die ist im Vergleich zur Deutschen Bahn sowieso schon um einiges günstiger.
Teil 2 folgt
Aus Finnen von Sinnen [auf Finndeutsch]: "Finnland verhält sich zu der Erde wie das Erde zu der Universum. Weisst du, wir sind ein bisschen weit weg von die Zentrum, und wenn du vorbeifliegst an uns, denkst du, ach, da gibt es doch nur Wasser und Wolken. Deswegen steigt auch wenige aus hier. Macht aber nix, sind ja auch ganz gut allein zurechtgekommen bis jetzt (...) Allerdings lässt sich dieser O-Ton (...) hochmutiger auslegen. (...) dass ihre Heimat der einzige Ort auf Erden ist, an dem sich wahrhaft intelligentes Leben findet (...)
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#14 Re: Studienfinanzierung im Vergleich

Beitrag von sunny1011 »

...
Deutschland aus der Sicht einer Finnin

Auf die Frage, was sie hier in Deutschland stört, zeigte sie sich nahezu schockiert über das Mensaessen: "Hier ist alles so fettig!" :D . Und die Tatsache, dass es hier öfter Pommes als Beilage gibt, ließ sie einfach nur den Kopf schütteln. In Finnland sei das Mensaessen erheblich gesünder und fettarmer zubereitet - und Fast-Food wird komplett aus dem Speiseplan verbannt. Auch die deutsche Bürokratie ist ein Punkt, der ihr eher negativ aufgefallen ist: "Soviele Stempel, die man sich besorgen muss" :D , sagte sie lachend. Als sie mir jedoch sagte, dass ihr an Deutschland besonders die Bäckereien so gut gefallen, habe ich wohl ein sehr verdutztes Gesicht gemacht. Auf die Frage nach dem Warum erklärte sie mir, dass es in Finnland zwar Konditoreien gebe, dass Brot jedoch fast nur im Supermarkt verkauft werde. Sowieso sei es toll, dass es so viele Straßenverkaufsstände für Essen in jeder Form gebe. "Ich mag diese Atmosphäre", so Päivi, "wenn die Menschen in den Straßencafés sitzen, durch die Fussgängerzone laufen und dabei genüsslich an einem Brötchen knabbern". Und hier seien die Menschen so viel draußen, aber das möge auch wohl mit dem etwas wärmeren Klima zu tun haben, erwähnte sie schmunzelnd.

Anfang September wird Päivi Huhtanen bereits nach Finnland zurückkehren. Die deutschen Bäckereien wird sie bestimmt in Finnland vermissen, doch ist sie auch froh, im Land der tausend Seen in eine echte finnische Sauna gehen zu können und endlich wieder in der Nähe der Küste zu leben: "Mir fehlt das Wasser." Deswegen gefällt ihr auch Hamburg so sehr: da ist Wasser - die Alster, Nord- und Ostsee - nicht weit.
http://www.stellenboersen.de/ausland/laender/finnland/
Zuletzt geändert von sunny1011 am 18. Dez 2006 13:17, insgesamt 1-mal geändert.
Aus Finnen von Sinnen [auf Finndeutsch]: "Finnland verhält sich zu der Erde wie das Erde zu der Universum. Weisst du, wir sind ein bisschen weit weg von die Zentrum, und wenn du vorbeifliegst an uns, denkst du, ach, da gibt es doch nur Wasser und Wolken. Deswegen steigt auch wenige aus hier. Macht aber nix, sind ja auch ganz gut allein zurechtgekommen bis jetzt (...) Allerdings lässt sich dieser O-Ton (...) hochmutiger auslegen. (...) dass ihre Heimat der einzige Ort auf Erden ist, an dem sich wahrhaft intelligentes Leben findet (...)
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Svea
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#15 Re: Studienfinanzierung im Vergleich

Beitrag von Svea »

Das hört sich doch alles sehr positiv an.

260€ und einen Mietzuschuss von (max.) 171€ würde ich auch gerne geschenkt bekommen 8) .

Dass man während der Sommermonate dort nichts bekommt, erscheint mir auch logisch. Denn in Skandinavien hat man dann wirklich Ferien und es ist nicht wie in Deutschland nur "vorlesungsfreie Zeit", in der man u.U. bis zu 4 Hausarbeiten schreiben muss, teilweilse Klausuren schreibt und Praktikas ableistet.

Und dass man Scheine vorweisen muss, um das Geld zu bekommen, ist doch logisch. Wer in D nicht nach dem 4. Semester Zwischenprüfung/Vordiplom macht oder sich durch den Prof bescheinigen lässt, dass er das "Soll" erfüllt hat, dem wird auch hier das Bafög gestrichen.

Und mit dem Göttinger Mensaessen hat sie leider wirklich recht: viel zu fettig :rolleyes: .
Zuletzt geändert von Svea am 18. Dez 2006 14:24, insgesamt 1-mal geändert.
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