sunny1011 hat geschrieben:Kathi - Was mich interessieren würde: der Austausch findet doch in gewissen Programmen statt, die nicht unbedingt Finnisch sind. Zumindest für Ausstauschstudenten aus EU Ländern fliesst ganz sicher schönes Geld in die Unis/AMKs, die an dem Austausch teilnehmen. Anders kann ich mir das nicht vorstellen. Oder liege ich da falsch? Und im Sozialen hat doch ein ausländischer Student ganz schöne Einschränkungen, oder? Davon wurde hier genügend berichtet.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Unis einen Zuschuss von der EU bekommen, wenn sie beim ERASMUS-Programm teilnehmen, aber ich weiss es natürlich auch nicht. Nur ist mir aufgefallen, dass hier grosses Interesse an solchen Kooperationen besteht. In unserem Department wurde ich auch schon gefragt, ob man nicht einen Austausch mit meinen ehemaligen Institut arrangieren könnte. Das lässt sich erstaunlich leicht durchführen, solang es sich um das gleiche Fachgebiet handelt. Auch gibt es häufig Informationen über diverse ERASMUS-Austauschprogramme, die es nicht nur für Studenten, sondern auch als kurzen Austausch zu Lehr- und Forschungszwecken gibt. Besonders in Oulu habe ich das Gefühl, dass man unbedingt noch mehr ausländische Studenten bzw. mehr Auslandskontakte haben möchte, das wird an jeder Stelle betont. Zum einen wahrscheinlich, um die internationale Reputation zu steigern. Zum anderen spielen vielleicht auch wirtschaftliche Aspekte eine Rolle. Wenn man bedenkt, wie viele zusätzliche Flugreisen Austauschstudenten und deren Freunde / Verwandte unternehmen, vor allem, da Oulu nicht gerade ein typisches Touristenziel ist wie vielleicht Helsinki. Und mit dem Besuch werden dann natürlich auch diverse Attraktionen der Umgebung abgeklappert. Zudem bleiben doch einige Studenten hier hängen oder kommen später wieder.
Die Teilnahme an Sprachkursen ist möglicherweise je nach den Anforderungen der Heimatuni verpflichtend oder nicht. Als ich damals in Norwegen war hätte ich theoretisch keine Scheine aus Norwegen vorzeigen müssen, andere dagegen schon. Auch das Stipendium war unterschiedlich umfangreich: ein österreichischer Kommilitone bekam z.B. wesentlich mehr als ich, aber ich denke, das hängt davon ab, wie viele Studenten des Instituts dieses Angebot gerade nutzen. Ausserdem kann man sich vielleicht noch für zusätzliche Stipendien bewerben, denn zum Überleben reicht das ERASMUS-Geld nicht aus (hat bei mir die Monatsfahrkarte für den Bus gedeckt).
Was die Sprachkurse angeht, kann es durchaus sinnvoll sein, Grundkenntnisse vorauszusetzen, wenn es um Sprachstudenten geht (und es soll ja tatsächlich Leute geben, die Finno-Ugristik studieren
). Ansonsten gibt es hier einige Kurse auf Englisch, da ist das Angebot wesentlich besser als an meinem früheren Institut in D. Ich hab natürlich nicht den Überblick über die Austauschstudenten, aber im ersten Sprachkurs ("Finnish Survival Course"
) wars schon immer sehr voll, im zweiten wurde es dann bereits recht übersichtlich. Also gab es doch einige, die sich zumindest an der Sprache versucht haben. In Norwegen musste man damals einen Sprachtest von Level 3 bestehen, um jobben zu können (was man ja bei dem mickrigen Stipendium fast musste). Was mir hier aber auch schon passiert ist, dass ein Kurs auf Englisch angekündigt worden ist und dann mehr oder weniger auf Finnisch abgehalten wurde, weil der Prof offentlichtlich zu faul war, sein finnisches Handout wenigstens mündlich auf Englisch zu übersetzen (obwohl er sehr gut Englisch sprach und es auch alle Finnen gut verstanden haben). Dann sollte man den Kurs halt auch nicht auf Englisch ankündigen. Für so etwas (vor allem, wenn es dann noch um Statistik geht), reicht das Anfängerfinnisch dann nicht aus und die ausländischen Studenten verliessen frustriert den Kurs.
Bei Sozialleistungen sind mir eigentlich keine grossen Unterschiede aufgefallen. Für den kurzen Zeitraum ist man ja noch über die europäische Auslandsversichertenkarte versichert (und wenn man aufgrund eines Jobs länger bleibt ist man über die KELA versichert), man kann genauso die Bibliothek und Ärzte etc. nutzen wie die Einheimischen und wenn man an der Uni als Student eingeschrieben ist bekommt man genauso die Vergünstigungen bei Museen und Transportunternehmen (z.B. 50% Ermässigung auf Bahnfahrten). Ich habe sogar einmal aus München gehört, dass Austauschstudenten bei der Vergabe von Wohnheimszimmern bevorzugt werden, weil es für sie ja viel schwieriger ist, aus der Ferne und ohne (ausreichende) Sprachkenntnisee ein Zimmer zu organisieren. In Norwegen war es dagegen so, dass man als Austauschstudent mindestens ein Semester im Wohnheim bleiben musste und bei einem Umzug in ein anderes Zimmer 100 NOK zahlen musste, während die Norweger keine Mindestwohnzeit hatten. Aber generell kann ich keine gravierende Benachteiligung bei Sozialleistungen sehen (die Gleichbehandlung ist vielleicht auch durch ERASMUS vorgeschrieben, wer weiss).