Sanktionen der EU an Russland – Welche Folgen hat das fuer F

Wie sieht es aus in Finnlands Innen- und Außenpolitik? Welche Stellung hat FIN innerhalb der EU? Wie hat sich das Land seit seinem Beitritt in die EU 1995 entwickelt? Da gibt es 1000 Fragen für Interessierte - und hoffentlich 1001 Antworten!

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#16 Re: Sanktionen der EU an Russland – Welche Folgen hat das fu

Beitrag von Peter »

Debatten über eine mögliche NATO-Mitgliedschaft sind in den vergangenen Jahren bzw. Jahrzehnten sowohl in Finnland als auch in Schweden immer wieder mal aufgeflammt, aber ebenso schnell auch wieder verstummt. Die Nato nutzt derzeit die Gunst der Stunde (Ukraine-Krise und die damit verbundenen russischen Truppenbewegungen und Manöver) und rührt bei den beiden NATO-Verweigerern die Werbetrommel. Finnland als Nato-Mitgliedsland gäbe in der Tat Zündstoff. Aber da glaube ich derzeit überhaupt nicht dran. Hier mal drei aktuelle Presseberichte:

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 10513.html

http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... Naehe.html

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten ... schuetzen/
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Tenhola
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#17 Re: Sanktionen der EU an Russland – Welche Folgen hat das fu

Beitrag von Tenhola »

Die finanziellen Auswirkungen durch die russische Importsperre als Antwort auf die Sanktionen der EU gegen Russland, sind für diverse Branchen doch echt groß.
Ein Artikel zur Lage in Finnland.
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#18 Re: Sanktionen der EU an Russland – Welche Folgen hat das fu

Beitrag von MRN »

Ich habe hier auch noch einen ähnlichen Artikel gefunden:


"Bald ist die Hölle los": Russland-Sanktionen treffen Finnland

http://diepresse.com/home/wirtschaft/in ... ern.portal
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#19 Re: Sanktionen der EU an Russland – Welche Folgen hat das fu

Beitrag von MRN »

Neue Sanktionen gegen Russland

EU gibt Moskau mehr Zeit


Stand: 09.09.2014 13:13 Uhr

Die EU verzögert die Anwendung verschärfter Russland-Sanktionen um einige Tage. Zwar hatten die EU-Staaten am Freitag eine grundsätzliche Entscheidung dazu getroffen. Auch genehmigten die EU-Staaten das Paket grundsätzlich, teilte EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy mit. Aber mit der Inkraftsetzung solle noch gewartet werden. "Dies wird uns Zeit geben für eine Beurteilung der Umsetzung der Waffenstillstands-Vereinbarung und des Friedensplans." Mit Blick auf die Situation in der Ostukraine sei die EU bereit, die vereinbarten Sanktionen ganz oder teilweise noch einmal zu überdenken. Diplomaten zufolge sollen die EU-Botschafter am Mittwoch erneut beraten.

Der Entscheidung war eine Beratung der EU-Botschafter über die Umsetzung der Maßnahmen vorangegangen. Themen waren der Zeitplan und die Bedingungen, unter denen die anvisierten Strafmaßnahmen wieder aufgehoben werden können. Das Kriterium dafür ist, ob die Waffen in der Ostukraine weiter schweigen. Da der Waffenstillstand derzeit mehr oder weniger stabil ist, wurde auch in Frage gestellt, ob die Sanktionen überhaupt in Kraft treten sollen.


Merkel entschlossen, Finnland zögert

Bundeskanzlerin Angela Merkel bekräftigte bei einer Sitzung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ihre Position, dass die Sanktionen trotz der Vereinbarung über den Waffenstillstand nötig ist. Russland habe den Westen schon mehrfach getäuscht, sagte sie zur Begründung. Noch immer befänden sich russische Kämpfer und russisches Militärgerät in der Ostukraine.

Merkel verwies auch auf aktuelle Berichte, nach denen Russland schon seit längerem eine Destabilisierung der Ukraine geplant habe und die russische Führung damit einer lang angelegten Strategie folge. Deshalb müsse die EU nun entschlossen handeln.



Stubb äußerte Bedenken angesichts der möglichen Folgen für sein Land.

Finnlands Regierungschef Alexander Stubb äußerte dagegen Bedenken über die Folgen: "Ich bin sehr besorgt über die indirekten Auswirkungen und russische Gegensanktionen", sagte er, ohne ins Detail zu gehen. "Es ist unmöglich zu sagen, was kommt."

Russland hatte zuvor mit Gegenmaßnahmen im Fall verschärfter Sanktionen gedroht. Denkbar sei ein Überflugverbot für westliche Fluggesellschaften, sagte Regierungschef Dmitri Medwedjew der russischen Zeitung "Wedomosti". Dem finnischen Sender YLE zufolge würde ein russisches Überflugverbot die Fluggesellschaft Finnair hart treffen, die viele asiatische Ziele ansteuert.



Mehrere Wirtschaftsbereiche betroffen

Die EU-Pläne sehen weitere Einschränkungen für den russischen Zugang zum internationalen Kapitalmarkt vor. Dabei sollen nun nicht mehr nur Banken, sondern auch russische Unternehmen von den Sanktionen getroffen werden. Des weiteren soll der Export sogenannter Dual-Use-Güter nach Russland eingeschränkt werden. Dabei geht es um Güter, die für zivile und militärische Zwecke genutzt werden können.



Auch Gazprom soll in die Sanktionen einbezogen werden.

Laut EU-Diplomaten sollen auch die drei großen Energiekonzerne Gazprom, Rosneft und Transneft mit den Sanktionen getroffen werden. Für die drei mehrheitlich dem russischen Staat gehörenden Firmen solle der Zugang zum europäischen Finanzmarkt eingeschränkt werden. Auch sollen neue Einreiseverbote und Kontensperrungen ausgesprochen werden.

Die Sanktionen würden in Kraft treten, sobald sie im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht werden. Wegen des Ukraine-Konflikts hatten die EU und die USA schon eine Reihe von Sanktionen erlassen, die der Kreml unter anderem mit Importverboten gegen westliche Produkte konterte.

Moskau kündigt asymetrische Antwort an

Medwedjew erläuterte, wie Moskau auf die Verschärfung der EU-Sanktionen reagieren will. Im Fall neuer Sanktionen gegen den Energiesektor oder weiterer Restriktionen gegen den russischen Finanzsektor müsse Russland "asymetrisch" antworten. Als mögliche Maßnahme nannte er explizit die Überflugrechte.



Die Luftraumsperre hätte laut Experten negative Auswirkungen für beiden Seiten.

Russland gewähre die Überflugrechte aufgrund der freundschaftlichen Beziehungen zu seinen Partnerländern, sagte der Regierungschef und ehemalige Präsident Medwedjew. "Aber wenn sie uns einschränken, werden wir reagieren müssen." Medwedjew warnte vor den Folgen dieses Schrittes: "Wenn westliche Gesellschaften unseren Luftraum meiden müssen, kann das zum Bankrott vieler Fluggesellschaften führen, die schon jetzt ums Überleben kämpfen." Er forderte, es nicht zu einer Sanktionsspirale zwischen Russland und dem Westen kommen zu lassen.

Eine russische Luftraumsperre würde allerdings beide Seiten viel Geld kosten, erwarten Experten. So hat die russische Luftfahrtbehörde zwar die Kosten, die europäische Gesellschaften wie die Lufthansa dank kurzer Routen über Russland einsparen, auf mehr als 20.000 Euro pro Flug beziffert. Doch auch die Russen haben einiges zu verlieren. Zunächst gehen die Überfluggebühren verloren und zudem könnte Europa seinerseits mit einem Überflugverbot für russische Maschinen kontern.



http://www.tagesschau.de/ausland/eu-san ... d-118.html
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#20 Re: Sanktionen der EU an Russland – Welche Folgen hat das fu

Beitrag von MRN »

Finnland leidet unter Sanktionen gegen Russland

Keine Kunden, große Sorgen


Stand: 05.11.2014 01:56 Uhr

In kaum einem anderen Land Europas sind die Folgen der Sanktionen gegen Russland so sichtbar wie in Finnland. Die Zahl russischer Urlauber ist um 40 Prozent gesunken, Finnlands Orte an der Grenze verzeichnen enorme wirtschaftliche Einbußen.

Von Tim Krohn, ARD-Hörfunkstudio Stockholm

Topi Riutta hat gute Argumente. Der Mann steht in seiner Luxus-Boutique in Lappeenranta und präsentiert den feinsten Zwirn der Saison: "Hier, dieser Armani-Anzug kostet bei uns 850 Euro. In St. Petersburg zahlen sie dafür das Dreifache", sagt er. Doch Riuttas Regale sind voll, der Laden aber ist leer.

Denn die Kunden aus Russland bleiben aus. In der finnischen Stadt Lappeenranta, nur 200 Kilometer von Sankt Petersburg entfernt, sind die Boomjahre wohl endgültig vorbei. Noch im vergangenen Jahr hatten die russischen Kunden hier knapp eine halbe Milliarde Euro gelassen. Das war einmal: "Nach unserer Kalkulation müsste unser Umsatz um 40 bis 50 Prozent höher liegen, wenn die Situation in der Ukraine und Russland normal wäre", sagt Riutta.

Normal ist in Finnland heute gar nichts mehr. Weder der Armani-Anzug, noch das ganze Bling-Bling-Design nebenan, auch nicht der Fisch unten am Hafen, nichts scheint sich mehr zu verkaufen. Der Rubel ist schwach, die Zahl der russischen Gäste in Finnland ist um 40 Prozent eingebrochen. Das spüren hier alle.



Mittendrin in der Krise

"Es wird keine schnelle Lösung geben. Wir stehen hier vor einem Strukturproblem, das uns noch lange beschäftigen wird", sagt Juhanna Aunesluoma. Er leitet das Europa-Institut in Helsinki. "Finnland rutscht nicht in die Krise. Finnland steckt schon mittendrin", meint der Experte. Aunesluoma zeigt auf die Landkarte hinter ihm. Überdeutlich sieht man die 1600 Kilometer lange Grenze zwischen Finnland und Russland: "Für Finnland ist es eine ungemein schwierige Lage. Dass nun ausgerechnet Wirtschaftssanktionen als Instrument der EU gegen Russland gewählt wurden, spüren wir hier sofort. Wir haben auf so vielen Ebenen enge Beziehungen zu Russland, da schaden uns die Sanktionen sehr."

Kein anderes Land in Europa ist so direkt betroffen. Russland sorgt für Finnlands Energie: Erdgas, Öl, Atomkraft, fast alles liegt in russischer Hand. Die Nachbarn im Osten waren für die Finnen die mit Abstand wichtigsten Handelspartner. Und jetzt?

Maxim Pesochinsky, ein Immobilenmakler aus Russland, hat kaum noch was zu tun. Vor einem Jahr war das noch anders. Viele gutverdienende Russen hatten sich eine Ferienwohnung rund um die idyllischen Seen und Wälder bei Lappeenranta gekauft. Jetzt ist die Blase geplatzt. Viele Häuser stehen leer. "Ich habe gar nicht richtig mitbekommen, wann genau das losging. Ich erinnere mich an die Olympischen Spiele in Sotchi und dass der Rubel danach massiv an Wert verloren hat", sagt er.



Russisch-Finnische Grenze bei Lappeeranta: die Zahl russischer Touristen, die in Finnland einkaufen wollen, sinkt.

Erst kam die Krise und dann erst die Krim. Auch ohne die Ukraine, auch ohne alle Sanktionen - Lappeenranta würde es kaum besser gehen, meint der Makler. Das neue Misstrauen allerdings mache alles noch schlimmer, sagt er. "Ich hatte einige wirklich intensive Diskussionen mit Finnen. Die glauben mittlerweile ja, dass Putin ein Monster sei und nicht mehr weiß, was er tut. Aber für mich bleibt er mein Präsident. Der weiß, was er tut, er ist ein Profi."


Finnen und Russen verstehen sich nicht mehr.


Quelle:

http://www.tagesschau.de/ausland/finnla ... d-101.html
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#21 Re: Sanktionen der EU an Russland – Welche Folgen hat das fu

Beitrag von MRN »

(Der Einfachheithalber fuer den Leser habe ich diesen wichtigen Beitrag mal kopiert und hier reingestellt,)

Geschrieben von Simon89 » am 7. Dez 2014 20:25


Gazprom stellt Gas-Lieferung für End-Kunden in der EU ein

Das europäische Sanktionstheater hat dazu geführt, dass Gazprom zukünftig kein Gas mehr an Endkunden innerhalb der EU liefern wird. Einzig Deutschland soll über den North Stream noch welches erhalten. Es sei dann die Aufgabe der EU, zu sehen, wie das Gas von Deutschland zu den anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union kommt und Notfalls selbst die Pipelines zu bauen.

Nun frage ich mich, welche Konsequenzen das für Finnland hat? Finnland bekommt (bekam?) sein Gas direkt aus Russland. Ebenfalls von Gazprom. Finnland hat keine Pipeline-Verbindung zu anderen Ländern, bis auf Russland. Finnland ist zu 100% von Russland im Thema Gas abhänging. Vorallem jetzt zum Beginn des Winters liest sich diese Nachricht alles andere als gut.

Was meint ihr dazu? Wie betroffen wird Finnland davon sein?
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#22 Re: Sanktionen der EU an Russland – Welche Folgen hat das fu

Beitrag von MRN »

Aus finn-land.net:

-> Finnland erhält 10,7 Millionn Euro "Milchgeld" maitoraha von der EU wegen dem russischen Einfuhrverbot.
Das deckt jedoch die wegen den Russland-Sanktionen entstandenen Verluste bei weitem nicht ab

http://www.taloussanomat.fi/paivittaist ... 1417050/12
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#23 Re: Sanktionen der EU an Russland – Welche Folgen hat das fu

Beitrag von MRN »

Aus der Neue Zuericher Zeitung 23.12.2014:

Finnlands grösster Handelshafen

In der Sanktionen-Falle

Rudolf Hermann, Hamina-Kotka


Hamina-Kotka, Finnlands grösster Handelshafen, ist eine wichtige Drehscheibe auch für die Region St. Petersburg. Doch dieses Geschäft leidet unter dem derzeit eisigen Klima zwischen der EU und Russland. Helsinki sucht nach Lösungen.



Von den Lastwagen, die auf dem riesigen Parkplatz des Hafengeländes von Kotka-Mussalo stehen, haben fast alle russische Kontrollschilder. Im Terminalgebäude sind Beschriftungen in kyrillischem Alphabet zu sehen; Formulare und Informationsblätter liegen in russischer Sprache auf. Wüsste man nicht, dass man auf finnischem Boden ist, könnte man sich beinahe in Russland wähnen.

Guter Kunde Russland
Weit von hier ist Russland allerdings nicht. Der Hafen von Hamina-Kotka, der mit deutlichem Abstand grösste Handelshafen Finnlands, liegt nur rund 50 km von der Grenze entfernt. Mit der Nähe zum Grossraum St. Petersburg und einer Verkehrsinfrastruktur, die neben guten Strassen auch eine Eisenbahn-Anbindung in russischer Breitspur umfasst, ist Hamina-Kotka eine logische Drehscheibe für den Warenfluss von und nach Nordwestrussland.

In gewisser Hinsicht ist man hier für russische Kunden sogar besser positioniert als der Hafen von St. Petersburg, wie Tommi Sievers ausführt, der Chef für Marketing in Hamina-Kotka. Mit der Lage am offenen Meer und nicht in einer Bucht sei man wintersicherer. Russische Importeure könnten ankommende Waren ausserdem zu günstigen Konditionen in den Zollfreilagern aufbewahren und per Strassentransport immer nur gerade so viel abziehen, wie von ihren Kunden jeweils bestellt worden sei. Bei einer ganzen Schiffsladung in einen russischen Hafen werde für sie hingegen sofort die Importsteuer für die gesamte Sendung fällig.

Baltische Konkurrenz

Direkte regionale Konkurrenz für Hamina-Kotka sind deshalb weniger die russischen Häfen als die der baltischen Republiken Estland, Lettland und Litauen. Letztere können mit dem gleichen Vorteil des Zollfreilagers aufwarten. Die Länder pflegen traditionelle Handelsbeziehungen zu Russland, und man versteht dort die russische Mentalität. Vor zehn Jahren habe man gegenüber den baltischen Häfen immerhin noch einen substanziellen Infrastruktur-Vorteil gehabt, erklärt Sievers. Doch inzwischen hätten Häfen wie Klaipeda, Riga oder Tallinn aufgeholt. Damit sei die Konkurrenz gewachsen. Hamina-Kotka profitiere allerdings auch heute noch von seinem guten Dienstleistungs-Renommee, etwa bei japanischen Elektronikherstellern, die den russischen Markt belieferten.


Dreht sich das Gespräch mit dem Marketingdirektor Sievers überwiegend um das Russlandgeschäft, so geht darüber fast vergessen, dass dieses nur zu rund 30% zur Auslastung des Hafens von Hamina-Kotka beiträgt und er eigentlich vor allem der finnischen Wirtschaft für ihren eigenen Export dient. Hier stehen Produkte der Holzindustrie im Vordergrund. Doch die Dynamik in dieser Branche, wie überhaupt in der finnischen Wirtschaft, ist schon vor längerer Zeit zum Erliegen gekommen. Es ist das Segment mit Russlands Konsumgüterimporten, in dem Hamina-Kotka zurzeit die besten Wachstumsperspektiven sieht.

Gerade auch im Kontakt mit Fernost ergänzen sich dabei die Warenflüsse des finnischen Exports und des russischen Imports über Hamina-Kotka vorteilhaft, weil sie den Reedereien die Auslastung der Schiffe in beide Richtungen ermöglichen. Damit habe man gegenüber anderen Häfen der Region einen komparativen Vorteil, erklärt Sievers. Um diesen fürchtet er nun, denn die markante Abkühlung des Klimas zwischen dem Westen und Russland sowie die von beiden Seiten verordneten Handelssanktionen haben tiefe Bremsspuren im Geschäft hinterlassen. Es sind dabei allerdings weniger die Sanktionen als solche, die das Transitvolumen einbrechen lassen, als ihre Folgen in Form des Kurszerfalls des russischen Rubels und der damit verbundenen Verlangsamung des Imports von Konsumgütern.

Logischerweise steht man in Hamina-Kotka den Sanktionen deshalb mit gemischten Gefühlen gegenüber. Es sei klar, dass man europäische Solidarität zeigen müsse, meint Sievers. Doch gleichzeitig hoffe er, dass die Politik keinen unnötigen Lärm mache, der die ohnehin schon unangenehme Situation noch komplizieren könnte.

Finnischer Balanceakt

Für die Staatsführung ist die Navigation eines pragmatischen Kurses zwischen politischen Grundsätzen und wirtschaftlichen Interessen keine einfache Sache. Dies weiss man auch in der Abteilung für Russland, Osteuropa und Zentralasien des Aussenministeriums, die für die politischen wie auch wirtschaftlichen Beziehungen zur Region zuständig ist. Die Generaldirektorin Terhi Hakala lässt keine Zweifel daran, dass man voll hinter Brüssel stehe, auch wenn die Sanktionen die finnische Wirtschaft natürlich träfen. Diese Linie werde auch von der einheimischen Geschäftswelt, mit der man in einem produktiven Dialog stehe, explizit mitgetragen; sogar von den Milchproduzenten, die besonders unter russischen Gegensanktionen zu leiden hätten. In einer jüngst durchgeführten Umfrage hätten 81% die Sanktionen unterstützt.

«Putin-Käse» als Verkaufshit

Der dominierende finnische Milchverarbeitungsbetrieb Valio lebte bis zur Krise zwischen der EU und Russland dabei in erster Linie von den Ausfuhren nach Osten. Um dem sanktionsbedingten Exporteinbruch gegenzusteuern, griff man in Helsinki zu einer kreativen Sondermassnahme: Bereits verpackter und für den russischen Markt beschrifteter Käse durfte ausnahmsweise in Finnland in den Verkauf gelangen. Billiger abgegeben als das analoge Produkt für den finnischen Markt, wurde der «Putin-Käse» in Windeseile zu einem solchen Verkaufsschlager, dass sogar Mengenbeschränkungen verfügt werden mussten.



http://www.nzz.ch/wirtschaft/in-der-san ... 1.18449758
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#24 Re: Sanktionen der EU an Russland – Welche Folgen hat das fu

Beitrag von MRN »

Aus diepresse.com:

Finnland: Größte Supermarktkette halbiert Preise

Die Preise für bestimmte Grundnahrungsmittel wurden massiv gesenkt. Ein Grund dafür dürften auch die Russland-Sanktionen sein.

19.01.2015 | 16:00 | (DiePresse.com)



Die größte Supermarktkette Finnlands, die S-Gruppe, senkt die Preise auf bestimmte Grundnahrungsmittel um bis zu 50 Prozent. Das betrifft vor allem Milchprodukte, aber auch Brot, Mehl und einige Fleischprodukte. Die S-Gruppe folgte damit am Montag der Konkurrenzkette Kesko, die ihre Preise auf ähnliche Waren bereits im November letzten Jahres gesenkt hatte. Während die S-Gruppe nicht von einem Preiskrieg sprechen will, sehen Wirtschaftskommentatoren in Finnland vor allem die sinkende Kaufkraft der Konsumenten als Grund für die starken Preissenkungen.

Die S-Gruppe verfügt in Finnland über einen Marktanteil von über 47 Prozent. Kesko hielt zuletzt bei 34 Prozent. Die drittgrößte Supermarktkette in Finnland ist der deutsche Diskonter Lidl mit knapp sieben Prozent Marktanteil. Die schlechte Wirtschaftslage spielt dem Diskonter in die Hände und bringt die beiden Platzhirsche Kesko und S-Gruppe unter Druck. Lidl konnte seinen Jahresumsatz 2013 um 26 Prozent steigern, Kesko konnte lediglich ein und die S-Gruppe lediglich 3,3 Prozent Umsatzsteigerung verzeichnen. Die Nachfrage nach Nahrungsmitteln ist in den letzten drei Jahren um 0,6 bis 0,8 Prozent gesunken. Das finnische Finanzministerium geht davon aus, dass die Nachfrage 2015 auf niedrigem Niveau stagnieren wird.

Für die sinkenden Preise bei Nahrungsmitteln, vor allem bei Milchprodukten, spielen aber auch die Russlandsanktionen der EU eine Rolle: durch den Wegfall des wichtigsten Exportmarktes im Osten herrscht in Finnland ein Überangebot dieser Waren. (APA/red.)

http://diepresse.com/home/wirtschaft/in ... ert-Preise


Aus der standard.at:

Finnische S-Gruppe halbiert Preise

19. Jänner 2015, 10:10


Starker Wettbewerb, sinkende Kaufkraft und Russland-Sanktionen setzen Finnlands größter Supermarktkette zu

Helsinki - Die größte Supermarktkette Finnlands, die S-Gruppe, senkt die Preise auf bestimmte Grundnahrungsmittel um bis zu 50 Prozent. Das betrifft vor allem Molkereiprodukte, aber auch Brot, Mehl und bestimmte Fleischprodukte. Die S-Gruppe folgte damit am Montag der Konkurrenzkette Kesko, die ihre Preise auf ähnliche Waren bereits im November gesenkt hatte.

Während die S-Gruppe nicht von einem "Preiskrieg" sprechen will, sehen Wirtschaftskommentatoren in Finnland vor allem den starken Wettbewerb unter den Nahrungsmittelversorgern, aber auch die sinkende Kaufkraft der Konsumenten als Grund für den Schritt der S-Gruppe

Diese verfügt in Finnland über einen Marktanteil von über 47 Prozent. Kesko hielt zuletzt bei 34 Prozent. Die drittgrößte Supermarktkette in Finnland ist die deutsche Diskonterkette Lidl mit annähernd sieben Prozent. Für die sinkenden Preise vor allem bei Milchprodukten dürften auch die Russland-Sanktionen der EU eine Rolle spielen. Durch den temporären Wegfall des wichtigsten Exportmarktes im Osten herrscht in Finnland ein Überangebot dieser Waren. (APA, 19.1.2015)

http://derstandard.at/2000010577886/Fin ... se?ref=rss





Und auch die kleinezeitung.at berichtet darueber:

Preiskrieg: Nahrungsmittel um die Hälfte billiger

Es ist ein Nebenprodukt der Sanktionen gegen Russland: Die zweitgrößte Handelskette in Finnland senkte bereits im November Preise auf Nahrungsmittel drastisch. Jetzt zieht die größte Supermarktkette nach

Die größte Supermarktkette Finnlands, die S-Gruppe, senkt die Preise auf bestimmte Grundnahrungsmittel um bis zu 50 Prozent. Das betrifft vor allem Molkereiprodukte, aber auch Brot, Mehl und bestimmte Fleischprodukte. Die S-Gruppe folgte damit am Montag der Konkurrenzkette Kesko, die ihre Preise auf ähnliche Waren bereits im November gesenkt hatte.

Während die S-Gruppe nicht von einem "Preiskrieg" sprechen will, sehen Wirtschaftskommentatoren in Finnland vor allem den starken Wettbewerb unter den Nahrungsmittelversorgern, aber auch die sinkende Kaufkraft der Konsumenten als Grund für den Schritt der S-Gruppe.

Diese verfügt in Finnland über einen Marktanteil von über 47 Prozent. Kesko hielt zuletzt bei 34 Prozent. Die drittgrößte Supermarktkette in Finnland ist die deutsche Diskonterkette Lidl mit annähernd sieben Prozent. Für die sinkenden Preise vor allem bei Milchprodukten dürften auch die Russland-Sanktionen der EU eine Rolle spielen. Durch den temporären Wegfall des wichtigsten Exportmarktes im Osten herrscht in Finnland ein Überangebot dieser Waren.

http://www.kleinezeitung.at/s/wirtschaf ... r?from=rss



Und noch ein Artikel aus der nzz.ch
Es geht zwar nicht direkt um die Sanktionen, aber um die angespannte Lage:


Veränderte Bedrohungslage

Schweden und Finnland planen Militärkooperation


Rudolf Hermann, Stockholm 19.1.2015, 05:30 Uhr

Angesichts einer neuen Bedrohungslage im Ostseeraum wollen Schweden und Finnland im Verteidigungsbereich enger zusammenarbeiten. Der Abschluss eines formalen Bündnisses oder gar ein Nato-Beitritt steht dabei aber nicht zur Diskussion.



Schweden und Finnland, die im Gegensatz zu ihren nordischen Nachbarn Norwegen und Dänemark beide nicht Mitglied der Nato sind, planen eine engere Zusammenarbeit im Bereich der Verteidigung. Der schwedische Verteidigungsminister Peter Hultqvist sagte anlässlich einer unlängst abgehaltenen Sicherheitskonferenz gegenüber dem schwedischen Rundfunk (SR), er und sein finnischer Amtskollege Haglund verstünden diesen Schritt als Reaktion auf ein aggressiveres Auftreten Russlands. Um ein Bündnis mit gegenseitiger Beistandspflicht handle es sich aber nicht.

Diskussion angestossen

Russland reagierte laut dem Bericht des SR wenig erfreut. Ein Militärjournalist erklärte im Gespräch mit der Station , Moskau betrachte militärische Zusammenarbeit europäischer Nato-Staaten als gegen sich gerichtet. Eine engere Kooperation von Schweden und Finnland, die seit dem Nato-Gipfel in Wales in einem Sonderverhältnis zur Allianz stünden, betrachte man entweder als Vorstufe zu einem Nato-Beitritt oder aber als Schritt zur Bildung eines bilateralen Bündnisses.

Weder die schwedische noch die finnische Regierung haben eine Eingliederung in den Nordatlantikpakt jedoch explizit im Programm. In beiden Ländern ist indes – in Finnland nicht zuletzt mit Blick auf die nahenden Parlamentswahlen – die Frage in breiteren politischen Kreisen aufs Tapet gekommen. Die Nato-skeptischen finnischen Parteien befürworten die Durchführung einer Konsultativabstimmung in der Bevölkerung. Gestützt auf Umfrageergebnisse gehen sie davon aus, dass ein Nato-Beitritt abgelehnt würde.

In Schweden wurde die Diskussion unlängst durch die neue Chefin der Moderaten (Konservativen), Anna Kinberg Batra, angestossen. Beim traditionellen Meinungsaustausch der Parteivorsitzenden nach Neujahr sagte sie, zumindest müsse das Thema im Rahmen einer offiziellen Studie zur Sprache gebracht werden. Der Vorsitzende der Liberalen, Björklund, stiess ins gleiche Horn: Im Kurs Russlands liege der Grund, weshalb die Nato-Frage an Aktualität gewonnen habe. Von den sechs Parteien, die an der sogenannten Dezember-Übereinkunft zur politischen Stabilisierung beteiligt seien, unterstützten deren vier die Ausarbeitung einer Studie, nämlich die Parteien der bürgerlichen Oppositionsallianz. Sie verträten dabei mehr Wähler als die Parteien, die dagegen seien. Verteidigungsminister Hultkvist kommentierte diesen Vorstoss jedoch trocken als «nicht aktuell».

Die Oppositionsparteien können sich dabei auf einen gewissen Stimmungswandel in der schwedischen Bevölkerung berufen: In zumindest einer der jüngst durchgeführten Meinungsumfragen hat ein Nato-Beitritt erstmals eine – wenn auch hauchdünne – relative Mehrheit von Befürwortern gefunden. In anderen Erhebungen überwogen hingegen nach wie vor die Nato-Skeptiker.

Verteidigungspolitik ist einer der Bereiche, in denen die links-grüne schwedische Minderheitsregierung ihre Arbeit vermehrt mit der Oppositionsallianz koordinieren will, um tragfähige Ergebnisse zu erreichen und sich im Parlament nicht den Launen der rechtsnationalen Schwedendemokraten aussetzen zu müssen. Diese bilden angesichts der beiden ungefähr gleich starken Blöcke links und rechts der Mitte, die allein jedoch keine Mehrheit stellen, das Zünglein an der Waage. Mit der Dezember-Übereinkunft zwischen den grossen Blöcken sollen die Schwedendemokraten daran gehindert werden, die Politik des Landes entscheidend mitzubestimmen.

Dass sich die Regierung und die bürgerliche Opposition bei der strategischen Ausrichtung der Verteidigungspolitik nun bereits in den Haaren liegen, zeigt, wie kompliziert die Umsetzung des Dezember-Abkommens in die Praxis sein wird. Vor diesem Hintergrund ist kaum zu erwarten, dass das Parlament zu einem «positiven und konstruktiven Geist» findet, wie ihn sich der grüne Parlamentarier Dalunde für die Verabschiedung einer verteidigungspolitischen Grundsatzerklärung erhofft.


http://www.nzz.ch/international/europa/ ... 1.18463717
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#25 Re: Sanktionen der EU an Russland – Welche Folgen hat das fu

Beitrag von Tenhola »

Wenigstens etwas positives für uns Konsumenten könnte man meinen.
Wenn man aber die Liste der Produkte genauer anschaut, kommt unter dem Strich nicht allzu viel heraus. Meine Frau meinte dazu lapidar "Augenwischerei".
Was etwas billiger wird sieht man hier und hier.
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#26 Re: Sanktionen der EU an Russland – Welche Folgen hat das fu

Beitrag von MRN »

Geht mir bei meinen Einkäufen genauso. Ich zahle auch immer noch fuer den Liter Milch zwischen 1,00€ und 1,10€. Nur manchmal gibt es auch hier Rabatt-Aktionen,bei denen Milchprodukte, deren Verpackungen in russischer Schrift bedruckt sind, angeboten werden.
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#27 Re: Sanktionen der EU an Russland – Welche Folgen hat das fu

Beitrag von Auswanderer »

Ich konnte bislang nicht feststellen, daß die Lebenshaltungskosten in Finnland großartig gesunken wären, abgesehen von den genannten Beispielen. Ein kleiner Einkauf des Nötigsten, allerdings auch einigen ökologische Produkte schlug letztens mit über € 50 zu Buche. Obwohl ich versucht hatte, möglichst viele Angebote zu kaufen. Kesko-Gruppe, wesentlich angenehmere Atmosphäre in den hiesigen Geschäften, als z. B. bei Lidl.

MfG

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#28 Re: Sanktionen der EU an Russland – Welche Folgen hat das fu

Beitrag von MRN »

Auswirkung der EU-Sanktionen: Der Handel zwischen Finnland und Russland ist 2015 um über 30 Prozent zurückgegangen.

http://tass.ru/en/economy/860034


Jetzt weiss ich nicht so genau, wie vertrauendswuerdig die tass.ru ist, aber da auch finn-land.net diese Meldung gebracht hat wird da schon etwas dran sein.
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#29 Re: Sanktionen der EU an Russland – Welche Folgen hat das fu

Beitrag von Tenhola »

Das ist ja allseits bekannt. Touristen kommen kaum noch und Valio zB. hat rund 40% verloren.
Viele Russen verkaufen ihre Ferienhäuser in Finnland.
peenekajak
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#30 Re: Sanktionen der EU an Russland – Welche Folgen hat das fu

Beitrag von peenekajak »

Die Finnen wie Europa wollten keine Sanktionen , sie wurden dahin gedrängt.

siehe

https://www.youtube.com/watch?v=tokF2iXdanU
Antworten

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