Eine Übersicht mit nicht allzu vielen Klischees

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sunny1011
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#1 Eine Übersicht mit nicht allzu vielen Klischees

Beitrag von sunny1011 »

Hallo,

Eine nette Zusammenfassung ohne zuviele Klischees, finde ich:

http://www.einslive.de/daswort/europa/l ... d_ex.phtml

*thumbup*
Freundschaften entwickeln sich in Finnland langsam, sind dafür aber sehr dauerhaft.

Man starrt nicht in Gärten oder Höfe und schon gar nicht durch Fenster. Aus Respekt vor der Privatsphäre würden viele Finnen ihren Nachbarn im Garten nebenan nicht mal über den Zaun grüßen.


Gott sei dank hab ich einige soooo wunderbare Nachbarn, dass dies keine Frage ist. Uber den Zaun grüsst man nicht nur, sondern da geht die Post ab. Das Mürrische stört mich von anderen schon, ist aber eine Charaktereigenschaft. Bin nun mal outgoing ;)
Aus Sauna-Gängen eine Wissenschaft mit dickem Regelbuch machen. Finnen richten ihr Sauna-Verhalten einfach nach ihrem persönlichen Geschmack: Der eine geht dreimal bei 100 Grad mit kurzen Pausen, der andere fünfmal bei 60 Grad mit langen Pausen.


Bei der WM aber schon :D Ansonsten stimmt! Sanduhr ist der Lacher schlechthin. Und auch auf Teneriffa wurden wir von einer deutschen "Saunologin" des Besseren belehrt. Sie hat uns verboten, Wasser auf die Steine zu giessen. Davon ginge der Saunaofen kaputt...

Deutsche gelten als verlässlich, fleißig, pünktlich, ordentlich und leben von Bier und Wurst.


*gröööhl*
Am 21. Juli finden überall in Finnland Flusskrebs-Essen statt. Zu jedem gegessenen Krebs wird ein Wodka gekippt.


Die Feste sind wunderschön! Aber wie bitte? Ein Wodka per Krebs? ;) Ich vedrück normalerweise in windes Eile 25-30 Krebse, da wäre das mit dem Wodka noch schöner! 80 Übrigens Finlandia Lime eiskalt schmeckt dazu am besten!
Zuletzt geändert von sunny1011 am 13. Jul 2005 13:20, insgesamt 1-mal geändert.
Aus Finnen von Sinnen [auf Finndeutsch]: "Finnland verhält sich zu der Erde wie das Erde zu der Universum. Weisst du, wir sind ein bisschen weit weg von die Zentrum, und wenn du vorbeifliegst an uns, denkst du, ach, da gibt es doch nur Wasser und Wolken. Deswegen steigt auch wenige aus hier. Macht aber nix, sind ja auch ganz gut allein zurechtgekommen bis jetzt (...) Allerdings lässt sich dieser O-Ton (...) hochmutiger auslegen. (...) dass ihre Heimat der einzige Ort auf Erden ist, an dem sich wahrhaft intelligentes Leben findet (...)
taikuri
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#2 Re: Eine Übersicht mit nicht allzu vielen Klischees

Beitrag von taikuri »

die sache mit den krebsen gibt's ja in schweden auch... und die ziehn das durch mit ein wodka pro krebs. hab mal fotos von meinen eltern und ihren freunden gesehen... und auch welche vom "tag danach". *uiuiui*
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Syysmyrsky
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#3 Re: Eine Übersicht mit nicht allzu vielen Klischees

Beitrag von Syysmyrsky »

In welches Thema soll folgender Beitrag nur rein? Ich habe mal dieses alte Ding hier ausgegraben, könnte passen :)
Es ist schon älter, von Januar 2007, aus Südtirol-Online. Das Gespräch führte Ulrike Mahlknecht.

Die Liebe zu einer Finnin führte Hannes Hell aus Meran nach Finnland. Heute unterrichtet er Deutsch, Italienisch und Englisch an der Universität von Lahti. Südtirol Online sprach mit ihm über die finnische Kälte und Dunkelheit, über die PISA-Studie und darüber, wie der typisch schweigsame Charakter der Finnen manche Technologieprodukte aus dem hohen Norden erst möglich gemacht hat.

Südtirol Online: Wie wird man Sprachprofessor an einer finnischen Universität?

Hannes Hell: Nach der Handelsoberschule in Meran habe ich als Buchhalter gearbeitet. Im Urlaub habe ich dann eine Finnin kennen gelernt, mit der ich eineinhalb Jahre in Meran gelebt habe. Eines Tages, nach den Steuererklärungen und dem damit verbundenen Stress, kam der Gedanke, eine zeitlang nach Finnland zu gehen.
In meiner ersten Zeit in Finnland arbeitete ich in einer Möbelfabrik als Möbelbauer für Kreuzfahrschiffe und Luxusliner. Nach eineinhalb Jahren informierte ich mich über Weiterbildungsmöglichkeiten in Finnland und stieß auf das Studium der Erwachsenenbildung an der Universität Helsinki, das ich 2003 abgeschlossen habe. Nach meinem Studium begann ich an der Uni als Aushilfskraft.
Bis heute unterrichte ich dort neben Deutsch und Italienisch auch noch Englisch. In Finnland braucht man nicht unbedingt ein Sprachstudium zu haben, um zu unterrichten. Wenn man Muttersprachler ist, pädagogische Kenntnisse und die nötige soziale Kompetenz hat, ersetzt dies einen Sprachstudienabschluss. Um Englisch zu unterrichten, habe ich in Kanada eine internationale Zulassung erhalten.

STOL: Arbeiten Sie heute ausschließlich an der Universität?

Hell: Nein. Ich habe neben meiner eigentlichen Arbeit an der Universität noch eine Firma. Ich biete Seminare für Unternehmen, Universitäten und Fachhochschulen an; ich erkläre Finnen, worauf sie achten sollten, wenn sie mit Deutschen, Italienern, Engländern oder Mitteleuropäern zu tun haben. An der Universität gebe ich Sprachunterricht in Vorlesungen und Seminaren. Zusätzlich gebe ich noch Abendkurse für Erwachsene, wie es sie auch in Südtirol an der Urania oder in verschiedenen Volkshochschulen gibt.

STOL: Finnisch gilt als sehr schwierige Sprache. Sprechen Sie fließend Finnisch?

Hell: Ja, ich habe mein Studium in Finnisch gemacht. Größere Schwierigkeiten hatte ich dabei aber nicht. Es fällt mir nicht schwer, Sprachen zu lernen und wenn man einmal ein paar Prinzipien versteht, ist Finnisch nicht schwierig. Die Finnen bemühen sich auch sehr, mit Ausländern englisch zu sprechen. Eigentlich ist es nicht unbedingt nötig, Finnisch zu lernen.

STOL: Finnland hat laut PISA-Studie das weltbeste Schulsystem. Doch 26 Prozent der finnischen Jugendlichen sind arbeitslos, in etwa gleich viele wie in Italien. Warum?

Hell: Weil es den Leuten zu gut geht. Ich betreue in verschiedenen Studentenkreisen junge Erwachsene, die keine Arbeit haben. Wenn ich sie frage, ob sie nicht arbeiten gehen wollen, antworten sie: „Ich bekomme, wenn ich zu Hause acht Stunden sitze, durchschnittlich 1.000 Euro vom Staat. Wenn ich arbeiten gehe, bekomme ich 1.200 Euro. Soll ich wirklich für 200 Euro arbeiten gehen?“

Fortsetzung folgt ...
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#4 Re: Eine Übersicht mit nicht allzu vielen Klischees

Beitrag von Syysmyrsky »

... Fortsetzung

STOL: In den skandinavischen Ländern arbeiten verhältnismäßig viele Frauen. Warum?

Hell: Von der Schulbildung her gehören die finnischen Frauen zu den gebildetsten überhaupt. Knapp 90 Prozent der Frauen arbeiten. Das hat aber auch seine Nachteile. Finnische Frauen sind sehr emanzipiert. Der Preis dafür ist die Romantik. Geht man mit einer Finnin aus und will ihr beim Einsteigen die Autotür aufhalten, sagt sie: Moment mal, ich bin doch nicht blöd, die Autotür kann ich schon selbst öffnen. Hier hat die italienische Hälfte in mir auf jeden Fall zu kämpfen. Aber es hat ja auch seine Vorteile. Ich finde es z.B. gut, wenn man mit einer Frau essen geht, die darauf besteht, ihre eigene Rechnung zu bezahlen.
Kleine Aufmerksamkeiten sind bei Finninnen zwar erwünscht, aber überflüssig. Durch die hohe Schulausbildung sind viele Frauen in führenden Positionen und es dadurch gewohnt, andere Menschen zu managen. Sie kommen nach acht Stunden Arbeit nach Hause und kümmern sich noch um die Familie. Es ist hier auch normal, dass die Frau für das Einkommen der Familie sorgt, wenn der Mann arbeitslos ist. Die Finnen identifizieren sich sehr stark mit der Arbeit. Es ist eigentlich weniger wichtig was man tut, sondern wie viele Stunden man am Tag arbeitet. Arbeit ist das A und O in der finnischen Gesellschaft.

STOL: Was schätzen Sie an Finnland und den Finnen?

Hell: Primär schätze ich ihre Ehrlichkeit. Ich schließe z.B. Verträge über 10.000 bis 15.000 Euro am Telefon ab! Ich brauche keinen Vertrag. Was abgemacht ist, wird auch eingehalten. Der Finne hat dafür ein Sprichwort: „Zwischen einer Abmachung und dem Nichteinhalten kommt in Finnland nur der Tod.“ Was ich noch schätze, ist die absolute Pünktlichkeit. Ein Konzert, das um 9 Uhr anfangen soll, fängt eher um zwei Minuten vor 9 Uhr an, als um 9.15 Uhr, wie in Italien. In Finnland ist alles organisiert und sauber, es liegt kein Dreck auf dem Boden. Was mir an Finnland noch gefällt, ist die Natur. Es gibt extrem viel Grün. Auch wenn man in der Stadt lebt, braucht man nur fünf Minuten zu Fuß gehen und man ist mitten im Wald.

STOL: Was sind die größten Unterschiede zwischen Finnland und Südtirol?

Hell: Auf jeden Fall das Klima. Wir haben heuer zwar einen relativ milden Winter, aber normalerweise gibt es in Finnland um Weihnachten einen Meter Schnee und zwanzig Grad unter null. Grundsätzlich verschieden sind auch die Einwohner. Die Finnen sind ein eigenes Volk, sehr schweigsam. Man redet nicht viel, über Gefühle schon gar nicht. Besonders Männer sind sehr zurückhaltend. Sie dürfen nicht überglücklich aussehen, aber auch nicht weinen. Die Finnen vertreten das urige Charakterbild, das besagt, dass Männer bodenständig sein, eine Arbeit haben, für die Familie sorgen müssen. Allerdings ist der Alkoholmissbrauch extrem hoch.

STOL: Alkohol ist die häufigste Todesursache in Finnland.

Hell: Als Nichttrinker und Nichtraucher stört mich der Alkoholgebrauch der Finnen. Wir Mitteleuropäer trinken zu einem sozialen Ereignis, die Finnen trinken um betrunken zu werden. Die Finnen benutzen den Alkohol zum Stressabbau. Der finnische Gebrauch von Alkohol ist mit den Südtiroler Alkoholgewohnheiten nicht vergleichbar. Bei uns ist der Alkohol ein Extra auf dem Tisch, bei den Finnen geht es nicht ohne. Wenn man besoffen ist, wird einem mehr oder weniger alles verziehen. Die Leute können nur dann Spaß haben, wenn sie 1 Promille oder 2 Promille im Blut haben. Sie sind zu scheu, um nüchtern aus sich herauszugehen. Deshalb verbringen sie auch die meiste Zeit des Tages damit zu denken, was andere von ihnen denken könnten.

STOL: Warum ist Finnland als relativ rohstoffarmes Land wirtschaftlich so erfolgreich?

Hell: High-tech ist die Antwort. Die Finnen brauchen Hightech um zu überleben. Das hat damit zu tun, dass es hier sehr große geographische Distanzen gibt. Die Kinder in Lappland z.B. fahren jeden Tag 120 km zur nächstgelegenen Schule und 120 km zurück. Not macht erfinderisch, genauso sagt es auch der Finne. Hightech verkleinert die Distanzen. Ein weiterer Faktor ist der finnische Charakter: Wenn man im Bus fährt, hört man eine Stecknadel fallen, weil keiner redet. Der Finne hat Fernsehtechnologien fürs Handy erfunden, damit er auch im Bus fernsehen kann. Hauptsache, er muss nicht mit anderen Leuten in Kontakt treten. Finnisches Know-how und Technologien entstehen meiner Ansicht nach aus der Notwendigkeit der finnischen Lebensweise.

STOL: Was kommt an neuen Technologien auf uns zu?

Hell: Zurzeit streitet man sich hier über das Format fürs Fernsehen auf dem Handy. Es sind bereits verschiedene Probeprojekte im Anlauf. Ab April/Mai 2007 dürfte jeder in Finnland auf dem Handy normal fernsehen können.

Fortsetzung folgt ...
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#5 Re: Eine Übersicht mit nicht allzu vielen Klischees

Beitrag von Syysmyrsky »

... Fortsetzung

STOL: Haben Sie sich ans Klima und die Dunkelheit in Finnland gewöhnt?

Hell: Ans Klima gewöhnt sich nicht einmal ein Finne. Meiner Erfahrung nach leiden die Finnen noch mehr an Dunkelheit und Kälte, als ich. Die Finnen haben einen Hang zu Depressionen. Bei der Selbstmordrate ist Finnland Weltmeister. Am meisten betroffen sind Männer zwischen 29 und 45 Jahren. Ich lenke mich tagsüber viel ab, um nicht darüber nachdenken zu müssen, wie kalt und dunkel es ist. Mit der Zeit merkt man, dass es kein schlechtes Wetter gibt, sondern nur schlechte Kleidung.

STOL: Wann ist die beste Zeit für einen Urlaub in Finnland?

Hell: Die beste Zeit für den Urlaub ist der Sommer, von Ende Mai bis Mitte September. Ich würde auf jeden Fall drei Tage in Helsinki verbringen, mehr braucht man nicht, denn Helsinki hat eine halbe Million Einwohner und ist nicht so groß. Anschließend würde ich vielleicht eine Woche in einem Sommerhäuschen am See verbringen. Zu empfehlen sind auch die Alandinseln zwischen Finnland und Schweden, oder die Inselgruppen vor Turku.

STOL: Gibt es ein finnisches Nationalgericht?

Hell: Ein finnisches Nationalgericht ist Fleischklößchen mit Kartoffelpüree. Die finnische Esskultur ist etwas anders, als die mitteleuropäische; in Finnland wächst einfach nicht viel, weil es so kalt ist. Die Finnen sind ein Volk, das immer sehr hart gearbeitet hat. Deshalb brauchen sie eine Ernährung, die reich an Kohlenhydraten und Fetten ist. Kartoffeln werden sehr viel gegessen. Sie gehören zu den wenigen Pflanzen, die es im Sommer hier schaffen, heranzureifen. Außerdem essen die Leute sehr viel Fisch. Wer nach Finnland kommt, dem würde ich hauptsächlich Lachs empfehlen, speziell den kaltgeräucherten.

STOL: Die italienische Küche vermissen Sie also nicht?

Hell: Das mache ich mir selbst. Ich kaufe ein und ich arbeite auch ein- oder zweimal im Monat als Koch in einem italienischen Restaurant in Lahti. Heute bekommt man in Finnland sowohl italienische Pasta, als auch Mascarpone.

STOL: Ist Finnland teuer?

Hell: Ich habe Finnland mit Meran verglichen und bin bei den Lebensmitteln zu einem Plus von zwanzig bis dreißig Prozent gekommen. Das ist leicht zu verstehen. Finnland muss alles importieren, da relativ wenig wächst.

STOL: Kommen Sie oft nach Südtirol zurück?

Hell: Immer, wenn ich Zeit habe. Mein Heimweh ist inzwischen so groß, dass ich hoffe, in den nächsten zwei Jahren wieder nach Südtirol zurückkehren zu können. Ich bin an der Universität für verschiedene Projekte verantwortlich und ich habe im Rahmen dieser Projekte mit vielen europäischen Partnern gearbeitet. Inzwischen weiß ich, dass Finnland nicht so attraktiv ist, wie ich es am Anfang angenommen hatte.

STOL: In welcher Hinsicht?

Hell: Mich stört in Finnland beispielsweise das Verschlossene und Unkommunikative. Man kommt mit der Zeit nicht mehr zurecht damit. Wenn ich nach Meran zurückkomme, fragen mich meine Freunde oft, was mit mir passiert ist. Ich sei früher ein viel lustigerer Typ gewesen. Aber man verändert sich, wenn man in einer fremden Gesellschaft lebt. Einige Sachen habe ich hier noch zu erledigen, dann kann ich mein Köfferchen packen und wieder von hier wegziehen. So wie ich machen es bis zu 90 Prozent der Ausländer. Ich habe als Uni-Abschlussarbeit eine Studie über Ausländer in Finnland gemacht. Die Studie hat ganz klar bewiesen, dass es den Mitteleuropäern in Finnland schlecht geht. Die ganze Gesellschaft ist anders strukturiert, die Finnen sind unkommunikativ, als Ausländer kann man sich nicht richtig in die Gesellschaft integrieren. Man wird auf Distanz gehalten und kann sich keinen Freundeskreis aufbauen. Das habe ich selbst so erlebt.

STOL: Was haben Sie von den Finnen gelernt?

Hell: Ich habe viel gelernt, vor allem durch die Uni. Das Studium basiert hier nicht auf der Eingabe von Wissen, sondern auf dem Produzieren von Wissen. Was ich von den Finnen gelernt habe, ist auch, Dinge aus allen möglichen Blickpunkten zu sehen und andere Einsichten zu verstehen. Ich habe verstanden, dass sich die italienische Art und Weise, den Nachbarn für 100 Euro übers Ohr zu hauen, langfristig nicht auszahlt. Besser ist es, wenn man versucht, so ehrlich wie möglich zu sein, auch wenn es am Anfang etwas kostet. Langfristig aber ist es eine Investition.

STOL: Was hat Sie in Finnland überrascht?

Hell: Man sagt immer, Finnland ist Europa. Doch ich glaube, das ist einfach nur eine politisch-geographische Grenze. Die Finnen haben mit dem restlichen Europa nicht viel gemeinsam. Die Finnen sind extrem zivilisiert, aber einfach auf eine andere Art und Weise wie wir. Sie sind in einem gewissen Sinne Europäer, aber nicht der Typ Europäer, wie wir ihn uns vorstellen. Charakterlich und sozial gesehen haben die Finnen wenig mitteleuropäische Züge.

-ENDE-
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Naali
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#6 Re: Eine Übersicht mit nicht allzu vielen Klischees

Beitrag von Naali »

Ja, der gute Hannes :D :D Anders hätte ich ein Interview mit ihm auch nicht erwartet :D
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sunny1011
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#7 Re: Eine Übersicht mit nicht allzu vielen Klischees

Beitrag von sunny1011 »

Interessant. Ich teile persönlich ;) grösstenteils sowohl die :thumbsu: als auch :thumbsd: Meinungen, besonders zur Bildung, Technologie, Natur, Mentalität, Unterschieden zu "Europäern" und Alkohol. Einige Aussagen find ich persönlich ;) jedoch äusserst merkwürdig, z.B.:
Syysmyrsky schrieb am 23.12.2007 11:42
Ich biete Seminare für Unternehmen, Universitäten und Fachhochschulen an; ich erkläre Finnen, worauf sie achten sollten, wenn sie mit Deutschen, Italienern, Engländern oder Mitteleuropäern zu tun haben.

(...)

Eigentlich ist es nicht unbedingt nötig, Finnisch zu lernen.
Wenn jemand sich auf soziokulturelle Dinge spezialisiert, ist es meiner Meinung nach ziemlch fehl am Platz, zum Nichtlernen der Sprache zu ermutigen, denn Kommunikation (gerade) mit Finnen beschränkt sich nicht auf Gespräche im (guten bis gebrochenen) Englisch, sondern auf das Eintauchen in die Gesellschaft und das passiert erst, wenn man die Sprache beherrscht.
Syysmyrsky schrieb am 23.12.2007 11:42
Hell: Weil es den Leuten zu gut geht. Ich betreue in verschiedenen Studentenkreisen junge Erwachsene, die keine Arbeit haben. Wenn ich sie frage, ob sie nicht arbeiten gehen wollen, antworten sie: „Ich bekomme, wenn ich zu Hause acht Stunden sitze, durchschnittlich 1.000 Euro vom Staat. Wenn ich arbeiten gehe, bekomme ich 1.200 Euro. Soll ich wirklich für 200 Euro arbeiten gehen?“
Es geht niemandem zu gut (sonst würde das auf Deutschland genauso zutreffen und das kann doch nicht sein). Gehälter sind halt so angesetzt.
Syysmyrsky schrieb am 23.12.2007 11:44
Knapp 90 Prozent der Frauen arbeiten.
Stimmt, dass Frauen ausgebildet sind und mit beiden Beinen in Beruf stehen. Ehrgeiz ist jedoch nicht der einzige Grund, (Vollzeit!) arbeiten zu gehen. Es ist schlichtweg, dass nur die wenigsten es schaffen als Alleinverdiener eine Familie zu ernähren. Kann genügend Beispiele nennen.
Syysmyrsky schrieb am 23.12.2007 11:44
Die Finnen identifizieren sich sehr stark mit der Arbeit. Es ist eigentlich weniger wichtig was man tut, sondern wie viele Stunden man am Tag arbeitet. Arbeit ist das A und O in der finnischen Gesellschaft.
Stimmt, wenn er das tatäschlich so meint: Arbeiten gehen - ja. Karriere - nein. Die Deutschen haben einen viel mehr ausgeprägten Sinn dafür.
Syysmyrsky schrieb am 23.12.2007 11:44
„Zwischen einer Abmachung und dem Nichteinhalten kommt in Finnland nur der Tod.“
Das war mal so, trifft im Dorfleben sicher zu. Inzwischen kann man ganz schön auf die Nase fallen. Stimmt aber, dass Verträge nicht so formal abgeschlossen werden.
Syysmyrsky schrieb am 23.12.2007 11:44
In Finnland ist alles organisiert und sauber, es liegt kein Dreck auf dem Boden.
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Syysmyrsky schrieb am 23.12.2007 11:44
Sie dürfen nicht überglücklich aussehen, aber auch nicht weinen.
Und die Hockeyspieler und F1 Fahrer?
Syysmyrsky schrieb am 23.12.2007 11:45
Bei der Selbstmordrate ist Finnland Weltmeister.
Stimmt nicht mehr. Es hat sich einiges gebessert.
Syysmyrsky schrieb am 23.12.2007 11:45
Deshalb brauchen sie eine Ernährung, die reich an Kohlenhydraten und Fetten ist.
Stimmt nicht mehr, Light Kultur hat sich sehr gut etabliert. Trifft vielleicht nur noch aufm Land zu.
Syysmyrsky schrieb am 23.12.2007 11:45
Hell: Ich habe Finnland mit Meran verglichen und bin bei den Lebensmitteln zu einem Plus von zwanzig bis dreißig Prozent gekommen. Das ist leicht zu verstehen. Finnland muss alles importieren, da relativ wenig wächst.
Eigentlich ist Einheimisches teurer...
Zuletzt geändert von sunny1011 am 23. Dez 2007 15:18, insgesamt 1-mal geändert.
Aus Finnen von Sinnen [auf Finndeutsch]: "Finnland verhält sich zu der Erde wie das Erde zu der Universum. Weisst du, wir sind ein bisschen weit weg von die Zentrum, und wenn du vorbeifliegst an uns, denkst du, ach, da gibt es doch nur Wasser und Wolken. Deswegen steigt auch wenige aus hier. Macht aber nix, sind ja auch ganz gut allein zurechtgekommen bis jetzt (...) Allerdings lässt sich dieser O-Ton (...) hochmutiger auslegen. (...) dass ihre Heimat der einzige Ort auf Erden ist, an dem sich wahrhaft intelligentes Leben findet (...)
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#8 Re: Eine Übersicht mit nicht allzu vielen Klischees

Beitrag von Sapmi »

sunny1011 schrieb am 23.12.2007 15:16
Syysmyrsky schrieb am 23.12.2007 11:44
In Finnland ist alles organisiert und sauber, es liegt kein Dreck auf dem Boden.
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Aber aus Sicht eines Italieners... ;)
Viikko maastossa antaa enemmän kuin vuosi arkea

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#9 Re: Eine Übersicht mit nicht allzu vielen Klischees

Beitrag von Sapmi »

sunny1011 schrieb am 23.12.2007 15:16

Es geht niemandem zu gut (sonst würde das auf Deutschland genauso zutreffen und das kann doch nicht sein). Gehälter sind halt so angesetzt.
Was die Aussage eines Italieners über FIN mit Deutschland zu tun hat, versteh' ich zwar jetzt nicht ;) , aber ich denke, er hat schon irgendwie Recht. Vermutlich gibt's in Italien weniger Geld für's Nichtarbeiten.
Viikko maastossa antaa enemmän kuin vuosi arkea

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