In welches Thema soll folgender Beitrag nur rein? Ich habe mal dieses alte Ding hier ausgegraben, könnte passen
Es ist schon älter, von Januar 2007, aus Südtirol-Online. Das Gespräch führte Ulrike Mahlknecht.
Die Liebe zu einer Finnin führte Hannes Hell aus Meran nach Finnland. Heute unterrichtet er Deutsch, Italienisch und Englisch an der Universität von Lahti. Südtirol Online sprach mit ihm über die finnische Kälte und Dunkelheit, über die PISA-Studie und darüber, wie der typisch schweigsame Charakter der Finnen manche Technologieprodukte aus dem hohen Norden erst möglich gemacht hat.
Südtirol Online: Wie wird man Sprachprofessor an einer finnischen Universität?
Hannes Hell: Nach der Handelsoberschule in Meran habe ich als Buchhalter gearbeitet. Im Urlaub habe ich dann eine Finnin kennen gelernt, mit der ich eineinhalb Jahre in Meran gelebt habe. Eines Tages, nach den Steuererklärungen und dem damit verbundenen Stress, kam der Gedanke, eine zeitlang nach Finnland zu gehen.
In meiner ersten Zeit in Finnland arbeitete ich in einer Möbelfabrik als Möbelbauer für Kreuzfahrschiffe und Luxusliner. Nach eineinhalb Jahren informierte ich mich über Weiterbildungsmöglichkeiten in Finnland und stieß auf das Studium der Erwachsenenbildung an der Universität Helsinki, das ich 2003 abgeschlossen habe. Nach meinem Studium begann ich an der Uni als Aushilfskraft.
Bis heute unterrichte ich dort neben Deutsch und Italienisch auch noch Englisch. In Finnland braucht man nicht unbedingt ein Sprachstudium zu haben, um zu unterrichten. Wenn man Muttersprachler ist, pädagogische Kenntnisse und die nötige soziale Kompetenz hat, ersetzt dies einen Sprachstudienabschluss. Um Englisch zu unterrichten, habe ich in Kanada eine internationale Zulassung erhalten.
STOL: Arbeiten Sie heute ausschließlich an der Universität?
Hell: Nein. Ich habe neben meiner eigentlichen Arbeit an der Universität noch eine Firma. Ich biete Seminare für Unternehmen, Universitäten und Fachhochschulen an; ich erkläre Finnen, worauf sie achten sollten, wenn sie mit Deutschen, Italienern, Engländern oder Mitteleuropäern zu tun haben. An der Universität gebe ich Sprachunterricht in Vorlesungen und Seminaren. Zusätzlich gebe ich noch Abendkurse für Erwachsene, wie es sie auch in Südtirol an der Urania oder in verschiedenen Volkshochschulen gibt.
STOL: Finnisch gilt als sehr schwierige Sprache. Sprechen Sie fließend Finnisch?
Hell: Ja, ich habe mein Studium in Finnisch gemacht. Größere Schwierigkeiten hatte ich dabei aber nicht. Es fällt mir nicht schwer, Sprachen zu lernen und wenn man einmal ein paar Prinzipien versteht, ist Finnisch nicht schwierig. Die Finnen bemühen sich auch sehr, mit Ausländern englisch zu sprechen. Eigentlich ist es nicht unbedingt nötig, Finnisch zu lernen.
STOL: Finnland hat laut PISA-Studie das weltbeste Schulsystem. Doch 26 Prozent der finnischen Jugendlichen sind arbeitslos, in etwa gleich viele wie in Italien. Warum?
Hell: Weil es den Leuten zu gut geht. Ich betreue in verschiedenen Studentenkreisen junge Erwachsene, die keine Arbeit haben. Wenn ich sie frage, ob sie nicht arbeiten gehen wollen, antworten sie: „Ich bekomme, wenn ich zu Hause acht Stunden sitze, durchschnittlich 1.000 Euro vom Staat. Wenn ich arbeiten gehe, bekomme ich 1.200 Euro. Soll ich wirklich für 200 Euro arbeiten gehen?“
Fortsetzung folgt ...
Hinter einem denglisch-babylonischen Sprachgewirr kann man sich wunderbar verstecken, Wissenslücken vertuschen und Kompetenz vorgaukeln.