@Sunny: Kommt darauf an, welcher Brunnen gemeint ist..es gibt viele "Stuttgarter Brunnen" ;)
Stuttgart - Orange, nichts als Orange: Zehntausende Fußballfans aus den Niederlanden haben am Freitag die Stuttgarter Innenstadt beim zweiten WM-Spiel in ein Meer aus der Farbe ihres Nationalteams verwandelt. Mehr als 35.000 Besucher sahen alleine auf dem Schlossplatz den 2:1-Sieg der "Oranjes" gegen die Elfenbeinküste - und jubelten überwiegend für die Niederländer. Insgesamt waren laut Polizei weit über 50.000 Fans in der Landeshauptstadt.
Die Ordnungshüter sprachen von einem friedlichen Freudentaumel. "Das bisher schönste Fußballfest auf dem Schlossplatz", sagte ein Polizeisprecher. "Die Stimmung ist grandios, auch rund um das Stadion keine Aggressivität." Landesweit war die Polizei mit etwa 4200 Kräften im Einsatz, davon alleine 1800 in Stuttgart. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) war mit rund 1200 ehrenamtlichen Helfern und fast 200 Ärzten vor Ort. Bis zum späten Abend wurden 130 Einsätze und 12 Transporte ins Krankenhaus verzeichnet. Vor allem wegen Kreislaufproblemen oder Platzwunden musste das DRK eingreifen.
Bereits am Nachmittag waren rund tausende Fans von der Stadt zum Gottlieb-Daimler-Stadion gezogen. Auf den Zufahrtsstraßen stauten sich die Autos und Busse. Auch von dem "Oranje"-Campingplatz in Sonnenbühl (Kreis Reutlingen) rollten die Fans in Massen an. Ausgerüstet wurden die holländischen Fußballfans in der Fußgängerzone vor allem mit Werbegags in Orange wie zum Beispiel Hunderte von grellen Latzhosen oder Hütchen. Der Parkplatz vor dem Stadion in Stuttgart-Cannstatt glich vor dem Anpfiff einem riesigen Campingplatz mit Hunderten von Wohnmobilen.
Direkt vor dem Gottlieb-Daimler-Stadion wurden die Fans jedoch etwas in ihrer ausgelassenen Stimmung gebremst: Hunderte Schlachtenbummler mussten vor dem Spiel gegen die Elfenbeinküste ihre Hosen herunter lassen. Die von einer niederländischen Brauerei verteilten orangefarbenen Latzhosen mit Stoffschwänzchen am Hinterteil entsprachen nicht den Regeln der FIFA, die im Stadions gelten. Die Hosen landeten im Müll.
Unter die niederländischen Fans mischten sich auch einige wenige Anhänger der Elfenbeinküste, die ebenfalls Orange als Fankleidung tragen. "Die Zahl ist aber verschwindend gering", sagte ein Polizist. Dieth Oulounego, Fan der Ivorer, sagte zu seinem Outfit: "Wenn wir verlieren, können wir uns wenigstens unbemerkt unter die Sieger mischen." Auf dem Schlossplatz waren jedoch deutlich einige Fahnen der Elfenbeinküste zu sehen.
In den für die Niederländer typischen "Klompen" (Holzschuhen), teilweise mit Käseräder-Imitationen auf dem Kopf und bewaffnet mit Tröten sowie Rot-Weiß-Blau-Fahnen liefen die Fußball-Fans vor und nach dem Spiel in Scharen durch die Innenstadt. "Oranje nach oben", jubelte Peter van Beek, der zum harten Fußballfankern gehört und den Spieler seit 1974 hinterher reist. Die Fanmenge skandierte "Wij houden van Oranje" (Wir lieben Oranje).
Die Cafés in der Innenstadt bauten zusätzliche Ausschankflächen auf ihren Terrassen auf: "Im Vergleich zum letzten Spiel Frankreich gegen die Schweiz sind heute doppelt so viele Menschen hier, die auch doppelt so viel trinken", sagte ein Kellner.
Die Holländer waren nach Angaben der Polizei die ganze Nacht über angereist. Insgesamt waren 350 Busse mit Schlachtenbummlern angekündigt. Ausschreitungen habe es bisher nicht gegeben. "Gemessen an der Anzahl der Menschen in der Stadt, und der Menge an Alkohol, die getrunken wird, ist es eine ruhige Atmosphäre", meinte Polizeisprecher Stefan Keilbach. "Die feiern und tanzen hier, und alles ist ausgelassen und friedlich", sagte ein anderer Sprecher.
Zu dem Spiel kamen zahlreiche Prominente. Darunter war FIFA- Präsident Joseph Blatter, der sich vor dem Spiel in das Goldene Buch der Landesregierung eingetragen hatten. In einer ersten WM- Zwischenbilanz sagte der Schweizer: "Der Slogan "zu Gast bei Freunden" ist effektiv gelebt worden und wird gelebt werden. Wir sind wirklich bei Freunden. Besucher und Mannschaften sind beeindruckt über die Gastfreundschaft." Im Stadion waren auch Talkmaster Harald Schmidt, Schauspieler Walter Sittler, Leichtathletik-Olympiasieger Dieter Baumann und Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU).
Quelle: Stuttgarter Zeitung