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#31 Re: Deutschland aus finnischer Sicht
Verfasst: 6. Aug 2007 23:39
von Namenlos.
Hans schrieb am 04.08.2007 14:37
dass man einmal am Tag "Työton" ins Forumlar schreiben muss(te), aber dafür kann man vielleicht auch professionalle Hilfe in Anspruch nehmen, wenn einem das über den Kopf wächst.
Deiner Ansicht kann ich nur beipflichten. :]
Und die Hauptsache ist, dass Grundsicherheit/perusturva allen garantiert ist. Man weiß ja nie, zu jeder Zeit kann man auch selbst arbeitslos werden.
#32 Re: Deutschland aus finnischer Sicht
Verfasst: 7. Aug 2007 17:52
von Markku75
Es ist auch nicht immer so einfach in Finnland.Bei der Grundsicherheit wird immer das Einkommen des Ehepartners berücksichtigt.obwohl der Partner/die Partnerin eher ein Normalverdiener wäre,bekommt man kein Geld(työmarkkinatuki) vom Staat oder Sozialhilfe von der Kommune. Das gilt auch für Leute,die noch bei ihren Eltern wohnen.Das krasseste Beispiel ist es,wenn dein Mitbewohner/in ein anderes Geschlecht in einer WG hat wie du,denkt Kela automatisch,dass sie in einer eheähnlichen Partnerschaft leben.Das ist immer ärgerlich für Studenten,da sie dann kein Wohngeld von Kela bekommen.
#33 Re: Deutschland aus finnischer Sicht
Verfasst: 7. Aug 2007 19:26
von Naali
Dagegen kann man allerdings eine Erklärung abgeben, dass man nur WG ist und keine eheähnliche Gemeinschaft.
Kela gibt unter dem Schreiben noch eine Telefonnummer an bzw Adresse, wo man sich innerhalb einer bestimmten Frist melden muss. Macht man dies nicht, wird angenommen, es ist eben eine eheähnliche Gemeinschaft.
#34 Re: Deutschland aus finnischer Sicht
Verfasst: 7. Aug 2007 20:47
von Markku75
Naali schrieb am 07.08.2007 20:26
Dagegen kann man allerdings eine Erklärung abgeben, dass man nur WG ist und keine eheähnliche Gemeinschaft.
Kela gibt unter dem Schreiben noch eine Telefonnummer an bzw Adresse, wo man sich innerhalb einer bestimmten Frist melden muss. Macht man dies nicht, wird angenommen, es ist eben eine eheähnliche Gemeinschaft.
Ja,klar. Die Befragung mag allerdings sehr unangenehm und demütigend sein und Kela kann dazu auch Zeugenaussagen über die Art der Beziehung der Befragten verlangen.
http://www.hyy.helsinki.fi/suomi/3/news/286/
#35 Re: Deutschland aus finnischer Sicht
Verfasst: 7. Aug 2007 21:41
von Nane
Beruhigt Euch , die deutschen haben jetzt "Ermittler", diese kommen auch ins Haus. Man muss sie NICHT reinlassen, aber wenn nicht ...naja, dann halt kein Geld....
Untersucht werden Test Weise auch "Verdachtsfælle" , also Menschen die alleine Gemeldet sind, wo sich aber ein Partner befinden "Kønnte". Durchsucht wird bis in die dreckige Wæsche....
80
Anruf des saueren Nachbarn reicht...
#36 Re: Deutschland aus finnischer Sicht
Verfasst: 8. Aug 2007 12:54
von Naali
Eine Freundin wohnt mit einem männlichen Mitbewohner zusammen und bei ihr reichte eine schriftliche Erklärung mit Unterschrift, dass sie kein Paar sind. Allerdings finde ich es schon richtig, wenn das Amt (ganz gleich in welchem Land. Die Regeln sind ja sehr ähnlich)sich das Recht vorbehält und im Zweifelsfall oder stichprobenartig nochmal nachforscht. Immerhin ist die Gefahr eines Betrugs schon gegeben und ansonsten ist es leicht sich als WG zu tarnen.
@Nane: Ja, sowas kam mal als Bericht im Fernsehen. Überraschungsbesuch bei einer Frau und dann durchsuchen von Wäsche, ein Blick ins Bad (Huch! Männerutensilien wie Rasierzeug 80

), Kleiderschrank usw. Dann der Gegenbesuch in der Wohnung des Freundes. Fazit: Fast leere Wohnung, Miete hat ja sowieso das Amt übernommen..Scheinadresse. Ja..so kanns gehen.
#37 Re: Deutschland aus finnischer Sicht
Verfasst: 11. Aug 2007 20:10
von sunny1011
Ach so, da war doch was. Nein, im keinen Land ist Arbeitslosigkeit ein Zuckerschlecken :rolleyes: Das Wort Wohlfahrtstaat fällt allerdings in Finnland viel öfter. Bin immer noch der Meinung, dass eine Unionmitgliedschaft einem einen viel besseren Status im Ernstfall verleiht. Auch wenn z.B. YT neuvottelut sich derzeit häufen und auch im Falle NSN (Nokia Siemens) wurde davon offen gesprochen, dass Massenentlassungen in Finnland zwar prozedurmässig geregelter ablaufen, aber viel "billiger" (sprich Abfindungen) sind als in Deutschland. Daher auch die Zahlen der geplanten Kürzungen.
Hans und Markku haben es auf den Punkt gebracht. Ja ja, der Partner verdient zuviel...
Ich sollte mich damals am Anfang in "työtön" üben, kam aber nicht dazu, da ich ohne jegliche erwähnungswerte Hilfe vom Arbeitsamt einen Job gefunden habe (oder besser gesagt, der Job mich). Das waren noch Zeiten

) In Porvoo war die Integrationsmassnahme mit Sprachkurs nicht besonders nützlich. Dies hab ich schnellstens in die kostenpflichtige (später vom Arbeitgeber mitfinanzierte) gute Sprachschulung von der Helsinki Uni umgewandelt.
Ich sollte am Anfang den Päiväraha-Antrag stellen, dennoch wurde mir schon vorab gesagt, dass ich das Formular "työtön" ausfüllen könne, höchstwahrscheinlich aber
keine Leistung bekommen würde, da mein Lebensgefährte "zuviel" verdiene. Damals waren wir noch nicht verheiratet. Also Nachteile haben sie daraus im Nu geschöpft, aber eine Erleichterung z.B. von der Aufnahmebürokratie für EU-Bürger (!!!) war nix zu spüren.
Työtön aufzuschreiben ist nicht die Schwierigkeit, ein psychologischer Effekt steckt vielmehr dahinter. Das ist nicht schön. Aber es gibt natürlich Schlimmeres.
#38 Re: Deutschland aus finnischer Sicht
Verfasst: 11. Aug 2007 21:49
von Markku75
Työtön aufzuschreiben ist nicht die Schwierigkeit, ein psychologischer Effekt steckt vielmehr dahinter. Das ist nicht schön. Aber es gibt natürlich Schlimmeres.
Ein Freund von mir hat erzählt,dass es seit kurzem möglich ist,den Antrag elektronisch im Internet zu stellen.Dann fällt das Aufschreibon von "työtön" komplett aus.
#39 Re: Deutschland aus finnischer Sicht
Verfasst: 11. Aug 2007 21:59
von sunny1011
@Markku
Na, dann ist es nicht mehr so seltsam
Markku75 schrieb am 07.08.2007 21:47
Naali schrieb am 07.08.2007 20:26
Dagegen kann man allerdings eine Erklärung abgeben, dass man nur WG ist und keine eheähnliche Gemeinschaft.
Kela gibt unter dem Schreiben noch eine Telefonnummer an bzw Adresse, wo man sich innerhalb einer bestimmten Frist melden muss. Macht man dies nicht, wird angenommen, es ist eben eine eheähnliche Gemeinschaft.
Ja,klar. Die Befragung mag allerdings sehr unangenehm und demütigend sein und Kela kann dazu auch Zeugenaussagen über die Art der Beziehung der Befragten verlangen.
http://www.hyy.helsinki.fi/suomi/3/news/286/
So unangenehm war es mir auch, als
grundlos unsere und Zeugenaussagen verlangt wurden -- ohne, dass es sich um eine Geldleistung handelte, sondern lediglich um die Anmeldung in Finnland - für mich als EU-Bürgerin, die sich idR frei auf Arbeitssuche in ein anderes EU Land begeben
dürfte. Ich kenne Leute, die der Anordnung trotzten und heirateten. Es ist schlichtweg erniedrigend und könnte dem Ombudsman zugetragen werden. Wer macht es aber schon, wenn man auf die Entscheidung angewiesen ist? Man pariert und gut ist. Mir ging's aber - wie immer - ums Prinzip

#40 Re: Deutschland aus finnischer Sicht
Verfasst: 11. Aug 2007 22:07
von Markku75
So unangenehm war es mir auch, als
grundlos unsere und Zeugenaussagen verlangt wurden -- ohne, dass es sich um eine Geldleistung handelte, sondern lediglich um die Anmeldung in Finnland - für mich als EU-Bürgerin, die sich idR frei auf Arbeitssuche in ein anderes EU Land begeben
dürfte. Ich kenne Leute, die der Anordnung trotzten und heirateten. Es ist schlichtweg erniedrigend und könnte dem Ombudsman zugetragen werden. Wer macht es aber schon, wenn man auf die Entscheidung angewiesen ist? Man pariert und gut ist. Mir ging's aber - wie immer - ums Prinzip
Ja,in Finnland wird streng vorgegangen. Als Finne bräuchte ich keine Aufenthalsgenehmigung mehr in D.Ich bekäme die Freizügigkeitsbescheinigung für EU-Bürger vom Einwohnermeldeautomat automatish,habe ich gehört.
#41 Re: Deutschland aus finnischer Sicht
Verfasst: 11. Aug 2007 22:24
von sunny1011
Neuerdings ja auch in Finnland - es heisst nicht mehr Oleskelulupa, sondern Aufenthaltsregister. Es durfte damals eine Bescheinigung verlangt werden, dass mein Lebensgefährte die Zeit der Arbeitssuche finanzieren wird, NICHT die persönlichen Details unserer Beziehung. Genau das meine ich. Wenn ich eine Scheinehe anstreben würde, hätte ich mir ein wärmeres Land gesucht

#42 Re: Deutschland aus finnischer Sicht
Verfasst: 30. Aug 2007 14:50
von Sapmi
Hab mir das jetzt erst durchgelesen, was da so während meines Urlaubs alles geschrieben wurde. Ist ja auch schon wieder völlig vom ursprünglichen Thema abgeschweift.
Was denken Finnen über Deutschland?
Keine Ahnung, einige finden es wohl als Reiseziel interessant.
Und auf deutsche Charakterzüge bezogen? Hm, gibt's da denn niemanden mehr, der sagt, Deutsche seien pünktlich, fleißig und beim Arbeiten gründlich? :]
#43 Re: Deutschland aus finnischer Sicht
Verfasst: 30. Aug 2007 18:01
von sunny1011
Was war denn hier überhaupt. Längst vergessen
Sapmi schrieb am 30.08.2007 15:50
Hm, gibt's da denn niemanden mehr, der sagt, Deutsche seien pünktlich, fleißig und beim Arbeiten gründlich? :]
Ja. Gerade heute in einer ganz neuen Situation ;)
Ansonsten hat sich bei uns im Büro der Ausdruck "You are soooo German" etabliert. Sie machen es immer noch an meiner Nationalität fest, dass ich den kleinsten Validierungsfehler finde, die winzigste Versionunstimmigkeit und sonstige technische Problemchen, die ganze Systeme zum Erliegen bringen, wenn schon jeder längst die Flinte ins Korn geworfen hat. Mein karelischer Kollege ist ja nicht anders und dann sag ich ihm: "You are sooo German". Es fällt schon mal in meiner Anwesenheit "Ordnung muss sein": tja. Das angenehme ist, es ist aus Humor entstanden und nicht wegen irgendwelchen xenophobischen Vorurteilen. Und eigentlich; es hat nix mit Nationalitäten zu tun. Ein Körnchen Wahrheit steckt allerdings drin, wie die superinteressante Lehre über Kulturen besagt.

:thumbsu:
#44 Re: Deutschland aus finnischer Sicht
Verfasst: 30. Aug 2007 18:21
von Sapmi
sunny1011 schrieb am 30.08.2007 18:01
Und eigentlich; es hat nix mit Nationalitäten zu tun. Ein Körnchen Wahrheit steckt allerdings drin, wie die superinteressante Lehre über Kulturen besagt.

:thumbsu:
Ja, es gibt auch sehr viele "schlampige" Deutsche.

Aber es gibt halt schon noch so nationale Tendenzen, würde ich auch sagen, doch, auf jeden Fall.
#45 Re: Deutschland aus finnischer Sicht
Verfasst: 4. Sep 2007 17:21
von Sapmi
Zwar kein Finne, aber als Däne immerhin ein Nordeuropäer ;) :
Troels R. Klausen (bekennender Deutschlandfan) hat ein Buch über D geschrieben: „Die Selbslähmung Deutschlands - Diagnose eines Dänen“
Im neuen Nordis-Magazin ist ein Kurz-Interview mit ihm.
Auszug:
Was sind Deine wichtigsten Kritikpunkte?
- Zu steile und wenig sinnvolle Hierarchien. Hier und da ein Mangel an geistiger Flexibilität. Ein Klammern an Regeln statt an Vernunft. In meinem Buch erzähle ich zum Beispiel den Fall aus einem Restaurant, in dem eine Familie ein simples Ei für ihren Sohn nicht bestellen kann, obwohl auf der Karte andere Eigerichte stehen.
Seine www-Adresse:
http://www.ichmageuch.dk/
