Im Süden halte ich die Menschen ganz im Gegenteil eher für deutschlandfreundlich. Erstens weiß eigentlich jeder (wenn nicht aus Dokumentationen, dann doch zumindest aus "Hier unter dem Polarstern"), dass eine Reihe von Offizieren der Weißen im Bürgerkrieg eine freiwillige Ausbildung in Deutschland gemacht hatte und dass dies den Ausschlag für den Ausgang des Krieges gab (die Weißen gelten ja noch immer als Helden im Runebergschen Sinne). Außerdem dürften die meisten ja sehr geschichtsbewussten Finnen um die Waffenbrüderschaft mit den Deutschen im Fortsetzungskrieg wissen. Einige Deutsche hatten sogar die höchsten militärischen Auszeichnungen bekommen. Speziell der Stellungskrieg in der zweiten Hälfte, wäre ohne deutsche Schützenhilfe nicht durchgehalten worden. Jede mir bekannte finnische Dokumentation über den Fortsetzungskrieg geht ausführlich auf die Verbindung zu den Deutschen ein. Übrigens habe ich sogar im Norden, in Inari, Kinder von Karelienflüchtlingen kennengelernt, die ausgesprochen deutschaffin waren. Es gibt in Finnland einfach auch unterschiedliche Geschichtsbilder.
Die Sache mit dem ausgeprägten Nationalstolz stößt mich auch ab. Es ist so verbreitet, dass ich mir angewöhnt habe unentwegt das Land, seine Geschichte und Kultur zu loben wenn ich dort bin, was mir freundliche Gesichter, lange Unterhaltungen und allerlei kulinarische Kostproben einbringt. Lustig war, wie mich ein guter Freund aus Südfinnland in Nürnberg besucht hat und mir als Gastgeschenk eine finnische Flagge sowie eine Sonnenbrille mit dem finnischen Symbol darauf mitgebracht hat. Er hat mir auch mal zu Weihnachten einen Keksausstecher in Finnlandform geschickt. Ich stelle mir vor, ich würde nach Finnland eine Deutschlandflagge als Gastgeschenk mitbringen...

Man muss vielleicht nicht unbedingt in Finnland wohnen. Als Tourist ist man herzlich willkommen, als Aussiedler - "maahanmuuttaja" nicht wirklich. Auch ist die soziale und wirtschaftliche Situation nicht so, dass man momentan unbedingt aus Deutschland nach Finnland müsste.