In der Anleitung werde ich nun aufgefordert, im Terminal diverse Befehle einzugeben, was ich pflichtschuldig tue. Immerhin erhalte ich daraufhin einige Textzeilen, die nicht nach Fehlermeldungen aussehen, als Rückmeldung. Der USB-Stick sei damit installiert, steht in der Anleitung.
Bei der Inbetriebnahme des Sticks soll mir erneut "Sudo" helfen. Das ist offenbar ein Befehl, der dem Terminal mitteilt, dass ich "Root"-Rechte besitze, also die Erlaubnis habe, das System zu verändern. Wie verlangt, gebe ich "sudo ifdown wlan0" und "sudo ifup wlan0" ein, was auch immer damit gemeint sein mag. Das Terminal spuckt nun eine Menge Namen aus, die nach W-Lans in der Umgebung klingen. Und tatsächlich: die Lämpchen an meinem USB-Stick blinken. Die Installation hat funktioniert.
Erleichtert starte ich den Rechner neu und muss erschrocken feststellen, dass Ubuntu offenbar einige Einstellungen vergessen hat. Ich muss die Netzwerkverbindung nach jedem Start erneut auswählen. Die Anleitung im Ubuntu-Wiki bietet als Lösung hierfür "Roaming" an. Dazu soll ich zwei weitere "Pakete" installieren und die Datei /etc/network/interfaces leicht verändern. Aber schon taucht ein neues Problem auf: Die Datei "interfaces" ist schreibgeschützt.
Inzwischen ist der Nachmittag längst vorbei. Ohne dass ich es bemerkt hätte wird es draußen langsam dunkel.
Deswegen breche ich hier lieber ab, bevor der Bericht zu lang wird. Gehen Sie davon aus, dass ich noch drei weitere Stunden mit dem Problem verbracht und am Ende eine Lösung gefunden habe. Ein Weg, der für Linux wohl symptomatisch ist: Es gibt für alles eine Lösung, aber die ist nicht immer einfach zu finden. Der Hartnäckige kommt ans Ziel.
Hätte ich wenigstens ein paar Semester Informatik studiert, wäre mir die Installation sicher leichter gefallen. Andererseits habe ich - gezwungenermaßen - soviel über Linux gelernt wie nie zuvor in meinem Leben.
Linus Torvalds und alles zu Linux
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#31 Re: Linus Torvalds und alles zu Linux
Hinter einem denglisch-babylonischen Sprachgewirr kann man sich wunderbar verstecken, Wissenslücken vertuschen und Kompetenz vorgaukeln.
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#32 Re: Linus Torvalds und alles zu Linux
SPIEGEL ONLINE - 28. September 2007
URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1 ... 98,00.html
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UBUNTU-TAGEBUCH, TAG 5 - Linux ist besser und schlechter als Windows
Von Jürgen Vielmeier
Wer Ubuntu mit allen Druckern und USB-Geräten versöhnt, hat ein kostenloses Betriebssystem, das Windows ebenbürtig ist. Ein Vergleich: Was Linux besser macht, wo Windows praktischer ist, wann beide Systeme versagen.
Wunderbar: Totem, eine Art Windows Media Player für Linux, stellt sich zunächst quer und will ein Video im DivX-Format nicht abspielen. Doch dann die Überraschung: Ob es die benötigten Codecs eben selbst herunterladen und installieren soll, erkundigt sich das Programm plötzlich. Aber gerne doch! So viel Aufmerksamkeit hat Windows XP mir selten geschenkt. Dass Linux Anwendern Arbeit abnimmt, gefällt mir. Es scheint aber eine Ausnahme zu sein.
Einer der größten Pluspunkte von Ubuntu ist die einfache Übersicht aller Programme, die installiert sind oder darauf warten installiert zu werden. Hier hilft der Gnome Application Installer, der die Software in einer Auswahlliste vorstellt. Die Liste ist in mehrere Kategorien unterteilt, wie Internet, Büro und Unterhaltung, und bietet für jedes einzelne Programm eine umfassende Beschreibung. Einfach in der Liste ein Häkchen neben dem gewünschten Programm setzen und auf "Anwenden" klicken, lädt die gewünschten Programme herunter und installiert sie.
Etwas komplizierter ist die Installation von Software, die nicht von der Open-Source-Gemeinde entwickelt wurde, sondern von kommerziellen Drittanbietern. Dazu gehört zum Beispiel die freie Telefonsoftware Skype, die im Gnome Application Installer nicht vorkommt. Man kann sie allerdings - wie von Windows gewohnt - von Hand herunterladen und dann mit einem Doppelklick installieren. Andere Anwendungen wie zum Beispiel Google Earth erfordern nach dem Download eine Befehlseingabe von Hand oder das Abändern einzelner Konfigurations-Dokumente. Es kommt ganz auf das Programm an.
Ist das System erst einmal angepasst, bemerkt man selten Unterschiede zu Windows: Die Programme haben Symbolleisten, ein Doppelklick öffnet Anwendungen, und ein Klick auf die rechte Maustaste lässt ein Auswahlfenster erscheinen. Eine etwas gewöhnungsbedürftige linuxsche Eigenart ist der Auswahldialog beim Verändern von Einstellungen mancher Programme. Die Änderungen kann man oft nicht mit "Ok" bestätigen, wie man es von Windows kennt. Stattdessen muss man auf "Schließen" klicken - was bei Linux in diesem Fall aber so viel wie "Ok" bedeutet.
Ebenfalls gewöhnungsbedürftig, weil eben ganz anders, ist das Dateisystem unter Linux. Windows gibt den Laufwerken Buchstaben wie "C:\". Linux nennt das Hauptverzeichnis schlicht "/", verwendet dafür also den umgekehrten Schrägstrich. Die von Windows bekannten "Eigenen Dateien" finden sich unter Linux in einem persönlichen Verzeichnis, das bei mir zum Beispiel /home/jurgen heißt. Mit Umlauten tut sich das Dateisystem etwas schwer.
Manches ist bei Linux eben anders. Und nicht alles ist besser. Bis der Rechner hochgefahren ist, vergeht bei beiden Systemen in etwa gleich viel Zeit. Und ja: Auch Linux stürzt zuweilen ab. Als ich die Software eines Drittanbieters installieren wollte, reagierten zunächst das Programm und dann der ganze Rechner nicht mehr. Man könnte die Schuld auf den Drittanbieter schieben, aber dann muss man das bei Windows genauso machen.
Beim Neustarten meines Rechners kommt es hin und wieder vor, dass Ubuntu einfach nicht mehr hochfahren mag, und nach dem Aufwecken aus dem "Stand-By-Betrieb" reagiert das Touch-Pad in meinem Laptop grundsätzlich nicht mehr, während der Mauszeiger auf die Bewegungen der Maus so reagiert, als wäre er noch nicht ganz wach.
Wer sich bei Windows darüber aufregt, dass das System ständig Sicherheits-Updates und Patches herunterladen muss, der wird mit Linux nicht viel glücklicher: Etwa jeden zweiten Tag sind Updates für das System oder einzelne Anwendungen verfügbar, die Ubuntu herunterladen will. Das System muss dann oft neu gestartet werden. Für den Laien besteht da kein großer Unterschied zu Windows.
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#33 Re: Linus Torvalds und alles zu Linux
Das Wiki auf Ubuntuusers.de wirbt damit, dass Linux immer gleich schnell läuft, egal wie viele Anwendungen installiert sind. Das scheint zu stimmen. Doch wenn man einige Anwendungen deinstallieren möchte, um Speicherplatz zu sparen, wird es kompliziert. In der Softwareliste einfach das Häkchen herauszunehmen, geht nicht.
Ubuntu fordert stattdessen, einen gewissen Paketmanager zu öffnen und dort einzelne Programmteile, genannt Pakete, zu entfernen. Linux baut auf dieses mächtige und eigentlich sinnvolle Tool auf, mit der die Deinstallation oft sauberer funktioniert als bei Windows. Anwenderfreundlicher sind aber ganz klar die Uninstaller bei Windows, die mit einem einzelnen Klick die gewünschte Software von der Platte schmeißen.
Leicht erscheint zunächst das Einbinden meines Laserdruckers zu sein. Über System --> Administration --> Drucker gelange ich zu einem Dateimanager, bei dem sich ein Drucker leicht hinzufügen lässt. Ich wähle den richtigen Hersteller und Gerätenamen aus, woraufhin Ubuntu den Treiber pflichtschuldig installiert.
Doch dann, beim Versuch eine Textdatei im OpenOffice-Writer, zu drucken, passiert nichts. Das Fenster schließt sich ohne eine Fehlermeldung. Nur: Der Drucker druckt nicht. Er bleibt stumm und scheint trotz bester Verkabelung auch nach mehrmaliger Aufforderung einfach keine Daten vom Rechner empfangen zu wollen.
Linux hat einige weitere Nachteile für Anwender, an denen die Linux-Entwickler allerdings selten Schuld tragen. Im Laden ehrlich erworbene Film-DVDs lassen sich aus rechtlichen Gründen auf Ubuntu nicht abspielen. Zumindest nicht ohne eine käufliche Software oder einige illegale Tricks. Handy-Anbieter wie Nokia oder SonyEricsson liefern oft eine CD-ROM mit praktischer Software mit, um Daten zwischen Handy und Computer auszutauschen.
Solche Software liefern die Hersteller für Windows mit und immer öfter auch für Apple-Rechner mit, aber so gut wie nie für Linux. Hier ist ganz einfach die von der Linux-Gemeinde oft bemängelte Trägheit der Hersteller Schuld: Einen Treiber für Linux zu entwickeln, ist ihnen meist zu aufwändig. Die neue Generation von Apples iPods funktioniert nur noch mit der Musik-Software iTunes, die es für Linux nicht gibt. Linux-Anwender können also die neuen iPods praktisch gar nicht nutzen.
Die Schuld dafür ist natürlich bei Apple zu suchen, doch es offenbart das Dilemma der Linux-Nutzer: Weil es zu selten Treiber und Anwendungen gibt, ist man immer der Gelackmeierte. Die steigende Beliebtheit und die immer höhere Qualität von Ubuntu rücken das Linux-System erst langsam stärker ins Blickfeld der Hard- und Softwarehersteller. Ein paar Jahre werden deswegen noch ins Land ziehen, bis Ubuntu für Laien ähnlich umfassend funktioniert wie Windows.
Fazit: Schon heute lohnt sich der Umstieg auf Ubuntu für Menschen mit Hartnäckigkeit, Tüftlerherz und grundlegenden Computerkenntnissen. Von der Bedienung her steht Ubuntu Windows in nichts nach. Es ist ein gleichwertiges System, das den großen Vorteil hat, kostenlos und leicht bedienbar zu sein - wenn erst einmal alles funktioniert.
Hinter einem denglisch-babylonischen Sprachgewirr kann man sich wunderbar verstecken, Wissenslücken vertuschen und Kompetenz vorgaukeln.
- juli
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#34 Re: Linus Torvalds und alles zu Linux
mich hat man eigentlich nur rumgekriegt linux zu benutzen, als die info kam, dass es "aus finnland kommt"
schaden tut's sicher nichts, auch wenn ich nicht besonders weit fortgeschritten bin, wenn's in die tiefen des systems geht. distris wie (k/x)ubuntu machen es aber auch unerfahrenen nutzern recht einfach. ich selbst habe xubuntu auf dem notebook und ubuntu auf dem desk. gnome gefällt mir allerdings doch ein bißchen besser. starthilfe ist für linux sicher erforderlich. ich nehme mit immer vor, mal richtig umzusteigen und nur noch linux zu benutzen, aber bisher scheiterts an bequemlichkeit und zeitmangel für weitere einarbeitung. aber schön zu wissen, dass es hier einige linuxnutzer gibt!
schaden tut's sicher nichts, auch wenn ich nicht besonders weit fortgeschritten bin, wenn's in die tiefen des systems geht. distris wie (k/x)ubuntu machen es aber auch unerfahrenen nutzern recht einfach. ich selbst habe xubuntu auf dem notebook und ubuntu auf dem desk. gnome gefällt mir allerdings doch ein bißchen besser. starthilfe ist für linux sicher erforderlich. ich nehme mit immer vor, mal richtig umzusteigen und nur noch linux zu benutzen, aber bisher scheiterts an bequemlichkeit und zeitmangel für weitere einarbeitung. aber schön zu wissen, dass es hier einige linuxnutzer gibt!