Zum Januar-Wahlkampf kann ich keine persönlichen Erfahrungen beisteuern, aber jetzt im Oktober waren die Parteien an allen neuralgischen Punkten in Helsinki massivst präsent, nicht nur vor dem Bahnhof. Im Gegenteil, da fand ich die Ansprache eigentlich am wenigsten ausgeprägt. Aber im Vergleich zu anderen Kampagnen ist man dieses Mal sehr aktiv auf die Menschen zugegangen, und die Temperaturen waren nicht immer angenehm

. Sie waren rund um die Uhr im Einsatz. Wie erwähnt, am meisten die Grünen. In Deutschland haben die Grünen ja auch eher ihre Anhänger in den größeren Städten als auf dem Land; es sei denn, es steht eine Transrapid-Strecke oder Stuttgart 21 an ...
Die PS hat schon immer ihr Hauptklientel in den ländlicheren, insbesondere nicht so wohlhabenden Gemeinden gehabt. Das ist nicht neu. Wie in anderen Ländern auch, zeigen solche Wahlausgänge deutlich, dass die Menschen Angst um ihre Existenz haben, der aktuellen Regierung nicht mehr vertrauen und daher empfänglich für die Parolen der Parteien am äußersten rechten oder linken Rand sind.
Ich denke nicht, dass die ein oder andere kostenlos verteilte Bratwurst da ausschlaggebend ist, sondern dass man erzählt bekommt, was man gerne hören möchte. Ob all diese Versprechen in Praxis dann auch umsetzbar sind, steht auf einem anderen Blatt. Das interessiert für den Moment dann keinen. Hier haben sie eben im TV Interviews mit Wählern aus Kihniö gezeigt, einer PS-Hochburg mit 37%. Die gehen vor die Kamera und geben deutlich ihr Statement ab, sowohl ältere als auch jüngere Leute, warum sie die PS gewählt haben, obwohl ihnen klar sein muss, dass die Mehrheit von fast 88% einfach nur entsetzt ist und ihnen keine Sympathie entgegenbringt.
Ich bin aber auch gespannt, ob der Trend in Finnland anhält und wie die anderen Parteien versuchen, da gegenan zu steuern.
Als die Reps ihre Hochphase in Deutschland hatten, hielten sie in meinem Studienort in Süddeutschland vier Sitze im Stadtrat und hatten es geschafft, den gesamten Stadtrat lahmzulegen. Die etablierten großen Parteien waren eng zusammengerückt und hatten sich buchstäblich nicht mehr bewegt. Das hatte mich damals total schockiert, und ich konnte überhaupt nicht verstehen, wie so was möglich war. Deshalb sollte man die Wichtigkeit von Kommunalwahlen und deren Ausgänge meiner Meinung nach nicht unterschätzen. Auf kommunaler Ebene wird in der Regel noch wirkliche politische Arbeit verrichtet, und die betrifft den Einzelnen in der Gemeinde direkt.