Willkommen, na, der Thread hier ist sehr emotional, da ist es schwierig nur Fakten rauszufischen. Wie in D halt, wenn das Gemecker über 10e Praxisgebühr anfängt.
22MaKo hat geschrieben:
- Das Gesundheissystem ist in Fi staatlich organisiert und es gibt keine Krankenkassen wie in D.
Es gibt eine Institution
http://www.kela.fi (Zusammenfassung gibt es auch auf Englisch). Ist nicht nur für Gesundheitskasse zuständig, aber auch für Arbeitslosengelder, Studiengelder etc.
22MaKo hat geschrieben:
- Jeder der in Finnland lebt/arbeitet hat Anspruch auf Kela Leitungen
Nein, nicht unbedingt. Z.B. ausländische Studierende nicht. Alle Ausnahmen werd ich nciht aufzählen, aber mind. wenn man Steuern zahlt, sollte es möglich sein, da versichert zu sein (es sei, Du arbeitest auf See).
22MaKo hat geschrieben:
- Hierfür braucht man eine gültige Kela-Karte
jep, die muss man beantragen. Formulare gibt es in der örtlich zuständigen Kela oder sicher auch online zum Ausdrucken. BEi einem Abwasch dann auch gern die EU-Kela karte beantragen, wenn man dann aus Verzweiflung auch in D Arztleistungen in Anspruch nehmen möchte.
22MaKo hat geschrieben:
- Im Krankheitsfall muss man zu einem vom Arbeitgeber betimmten Arzt, der einen evtl. zu weiteren Fachärzten verweist (?)
Hier verzweigt es sich schon. Das ist falsch. Man geht in das öffentliche System meistens nur, wenn der Arbeitgeber keine private Arztversorgung anbietet. Tut aber die Mehrheit der Arbeitgeber. Der offizielle Grund dafür - schwer zu beurteilen. Das öffentliche System ist sehr überlastet. Die Arbeitgeber schliesssen dann normalerweise Abkommen mit privaten Grosspraxen wie Diacor, Mehiläinen, usw. mit div. Leistungsumfang ab (manchmal Spezialisten, besondere Kontrollen und Impfungen, manchmal nicht). In meiner früheren Firma war der Job schlecht, aber "Firmenarzt" (wie Hausarzt) durfte zum Facharzt überweisen und auch die Rechnung wurde beglichen. In der neuen Firma sind Facharztleistungen nur nach Absprache möglich, aber nicht ausgeschlossen. An sich fährt man sowieso gut, wenn es überhaupt vom Arbeitgeber abgedeckt ist, da man an das öffentliche System nicht angewiesen ist. Die Rechnungen sieht man höchstens nur, oder gar nicht.
Im öffentlichen Terveyskeskus zahlt man nur geringe Gebühren (etwa 11 Euro oder 22 Euro). Das Problem ist oft, als Arbeitender erst einen Termin zu bekommen. Erfahrungswerte: Notfall Wartezeit 7 Stunden (ohne Termin), Kontrollbehandlungen, besonders Zähne durchaus 6-12 Monate Wartezeit. Nur die wenigsten Firmen bieten Zahnarztleistungen an. Da muss man entweder viel Geduld im öff. System mitbrigen oder privat gehen. Normale Behandlungen kosten etwa 100-150 Euro und man muss das Geld so oder so vorstrecken, bekommt bestensfalls 20-30% zurück (die den Erstattungen zugrundeliegenden Tarife sind sehr gering und veraltert - sollen revidiert werden). Keine private Versicherung kommt für Zahnbehandlungen meines Wissens auf.
22MaKo hat geschrieben:
- Die Arztrechnungen werden vom Arbeitgeber beglichen (?)
Siehe oben.
22MaKo hat geschrieben:
Was wird durch dieses System alles abgedeckt?
Unterschiedlich je nach Arbeitgeber (siehe auch oben). Ich empfinde die Vorsorge der Firmen als sehr gut: oft kommt auch Physiotherapeut an den Arbeitsplatz, man bekommt Zuschuss für Massagen, Ergonomie, Gymnastik - Sporttickets- Physiotherapie, Frauen jähliche Gynäkologenchecks - alles Geld wert.
22MaKo hat geschrieben:
Bspw. wenn man sich beim Fußball spielen in seiner Freizeit schwerer verletzt und ein Operation und spätere Reha Maßnahmen notwendig sind...
Das ist wieder völlig andere Tüte. Das ist
Freizeit-Unfallversicherung. Sollte man ebenfalls lieber zusätzlich haben. Der Arbeitgeber kann - muss aber nicht - eine solche Versicherung anbieten. Durch eine Berufsverbandmitgliedschaft kann man auch an solche Versicherung kommen (Berufsverbandmitgliedschaft lohnt sich trotzdem, da sie gute Schulungs- Rechtsberatungsleistungen anbieten und auch ein angemessenes Arbeitslosgeld zahlen, das man vom Staat alleine nicht bekommt. Kostenpunkt für alles: 1-2% vom Brutto oder ein Jahresbeitrag, je nach Berufsgruppe und Union). Dritte Möglichkeit ist diese Freizeitversicherung zusammen mit Reisekrankheitsversicherung abzuschliessen. Sätze sind unterschiedlich. Ich zahle derzeit bei Tapiola 180e pro Jahr.
22MaKo hat geschrieben:
Wie würde ein solcher Fall gehandhabt (seitens Kela) oder braucht man in jedem Fall noch eine Art Zusatzversicherung?
Ich würde nicht den Teufel an die Wand malen, aber mein Mann hatte so einen Fall mit pesäpallo (finn. Baseball). Schultermanschette im Eimer, Hand komplett unbeweglich. Der Firmenarzt wusste genau was gemacht werden sollte: eine OP. Kela Antwort: evtl. in 5 Jahren, aber ansonsten ist er "zu alt" (war 43). Mit selbiger Begründung könnte es selbst die priv. Freizeitunfallversicherung ablehnen. Diese kam aber für eine private, amulante, megaerfolgreiche OP auf (5.000 Euro). Ohne private Unfallversicherung würde man blass aussehen... Kann ich nur dazu raten, allerdings nicht unbedingt zur privaten Krankenversicherung. Die find ich überflüssig, besonders bei Berufstätigen. Es gibt mehr Ausnahmen und Selbstbeteiligungen als Zahlungen.
22MaKo hat geschrieben:
Mir fehlt in diesem ganzen System noch etwas der Überlick, deswegen möchte ich mich für evtl. etwas dümmliche Fragen schon vorab entschuldigen
Ich hoffe, ich hab Dich nicht noch weiter verwirrt, es ist etwas komplex, aber in Kurz: man muss Kela Mitglied sein (Befreiung gibt es nicht, durch priv. Versicherung kann man es nicht ersetzen, denn die nehmen einen ohne Kela gar nicht auf), aber mit einer privatleistung des Arbeitgebers und halbwegs gute Gesundheit kann man sie getrost vergessen. Lediglich präsentiert man die Karte an der Rezeption der Privatpraxis. Und natürlich, wenn man in eine staatliches Krankenhaus kommt.
Das war aus der Praxis und ich bin bekanntlich kein grosser Kela Fan. Muss ich Gott sei dank derzeit nicht.