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#391 Re: KELA Gesundheitssystem

Verfasst: 31. Mai 2010 21:14
von Ironblizzard
sunny1011 hat geschrieben:Derzeit kommen einige fragliche Fälle der finnischen Notfallzentralen ans Licht indem Hilferufende abgewimmelt oder veräppelt wurden, z.B. ein Mann der Schutz vor den gewalttätigen Übergriffen seiner Frau suchte, wurde nach der Frage, ob sie mehr wiegt mit den Worten, "Na also, dann ist es Gleichstand" abgewimmmelt und falls ich es richtig verstanden habe, dass er sich mit einer Küchenpfanne wehren kann :shock:

Eine Ältere Person wurde nach dem Anruf um Ambulanz aufs Taxi verwiesen. Die Person sagte, dass sie nicht gehen könne, die Antwort war "dann krieche auf allen vieren". :shock:

Für einen verletzten, blutenden 12- jährigen rief ein zweiter Jugendlicher um Ambulanz. Die Ambulanz schickte keinen Einsatz und befahl ihm erst seine Eltern anzurufen.

http://www.uusisuomi.fi/kotimaa/93450-h ... n%E2%80%9D

http://www.uusisuomi.fi/kotimaa/92704-% ... eskukselta

Die Verantwortlichen rechtfertigen die Pannen mit einem schnellem Personalwechsel, Inkompetenz und unzureichender Bildung. Kommentar der Radioredakteurin: welche fehlende Bildung? Gute Manieren, gesunder Menschenverstand und ein bisschen Menschlichkeit? :ok:
Das ist zwar tragisch, aber kein speziell finnisches Problem.
Sowas hört man leider auch in Deutschland, Österreich, etc.

Leider werden die Notrufdienste sehr oft unnötig in Anspruch genommen, da ist es schwierig immer höflich zu bleiben.
Aber keine Frage, sowas ist nicht OK!

#392 Re: KELA Gesundheitssystem

Verfasst: 1. Jun 2010 05:26
von sunny1011
Wer sagt denn dass es spezifisch finnisch sein muss, um es anzusprechen? Die lächerliche Verteilung der Zentren in dem grossen, leeren Land, die Reaktionszeit und die Auffassung ist aber ein Problem. Meine Mutter ist (Krankenkassenpatientin-)stammkundin von Ambulanz seit 9 Jahren nach einem Herzinfarkt in D. Da musste sie nie auf allen vieren zum Taxi gehen :rotekarte: Klar gibt es Missbrauch von Notrufen, aber man kann doch nicht immer alles aufs Spiel setzen, um sich die Arbeit vom Hals zu halten, kenne zu Genüge authentische Fälle im Umfeld (und leider auch in Medien), wie die wertvolle Zeit bei einem Schlaganfall verplempert wird - DAS ist nicht in Ordnung und unterlassene Hilfeleistung.

Leider setzt KELA mit lokalen Unterschieden darauf, dass sich für den Kranken jemand einsetzt und hartnäckig bleibt. Wenn man krank und alleine ist, ist es ein leichtes Spiel, denn es ist niemand da, um gegen die Bürokratiewindmühlen anzukämpfen. Man kann allerdings auch Glück haben, besonders wenn eine Uniklinik in der Nähe ist - da wird sehr professionell gearbeitet - und wenn man wegen der bürokratischen Auflagen nicht krank in der Gegend herumkutschiert wird, weil man örtlich dort "nicht gehört" - da ist die Wirksamkeit der Therapie belanglos und man ist ganz schnell wieder auf dem Dorf. Leider.

#393 Re: KELA Gesundheitssystem

Verfasst: 5. Jun 2010 17:13
von Ironblizzard
Wie schon gesagt, es ist nicht OK.

Aber ich war selbst in dieser Branche tätig und habe auch vielen Patienten sagen müssen, dass sie beim nächsten mal ein Taxi nehmen sollen.
Es ist oft schwer zwischen echten Notfällen und Simulanten zu unterscheiden. Speziell am Telefon, wo du keinen direkten Kontakt mit dem Patienten hast.
In den Städten gibt es meistens mehr Missbräuche als am Land. Wird in Finnland ähnlich sein.
Landleute ist härter im nehmen, die fahren noch selber ins Spital wenn 2 Finger nach dem Holzhacken fehlen. In der Großstadt fährst schon mal mit Blaulicht zu leichten Bauchschmerzen...
Über den Missbrauch von Krankentransporten auf Kosten der Kasse möcht ich gar nicht reden, da reg ich mich nur unnötig auf :evil:

#394 Re: KELA Gesundheitssystem

Verfasst: 5. Jun 2010 17:53
von sunny1011
Taxi hin oder her, wenn es denn stimmt, dass man einem steuerzahlenden Kunden sagt, er soll auf allen vieren gehen, ist es eine Unverschämtheit. Schlichtweg Unverschämtheit.

Man kann für die Überlastungsreaktion von inkompetenten Personnel Verständnis haben, aber nicht für die Sparpolitik, während der Steuerzahler nur noch immer mehr gerupft wird und alles für Ineffizienz der Politik, nicht für die tatsächlichen Sanierung von Systemen, die auf der Kippe stehen. Wieso braucht denn so ein kleines Land denn soviel Politiker? :nixweiss: Dennoch sollte es wieder im Ausland beworben werden, ist natürlich alles in bester Ordnung. Allerdings haben Finnen (bzw. ein Teil) schon die Augen geöffenet. Erstaunlich aber wahr.

#395 Re: KELA Gesundheitssystem

Verfasst: 19. Jun 2010 05:01
von sunny1011
Da ist wahrscheinlich nicht KELA Zuständigkeit, aber noch ein Bürokratiebeispiel. Im Radio berichtet, dass die Ausstellung der Sterbeurkunde in Finnland wegen Resourcemangel (Infeffizienz? :roll: ) mehr als ein Jahr in Anspruch nimmt und auch in dringenden Fällen ist mit einer geraumen Wartezeit zu rechnen.

#396 Re: KELA Gesundheitssystem

Verfasst: 19. Jun 2010 06:27
von Kathi
Hm, am Donnerstag stand in HS, dass es in Finnland zu wenige Pathologen gibt und es deshalb ziemlich lange dauern kann, bis es nach dem Tod zur Obduktion kommt. Dies verzögert dann natürlich auch die Ausstellung des Totenscheins. Jährlich finden in Finnnland ca. 15000 Obduktionen statt, 3/4 davon auf Anordnung der Polizei, weil die Todesursache unklar ist.

#397 Re: KELA Gesundheitssystem

Verfasst: 19. Jun 2010 06:47
von sunny1011
Ich vermute, Obduktionen sind hier deutlich gängiger. Begräbnis findet auch meistens erst nach 4-6 Wochen statt. Hatte neulich einen Trauerfall in der Verwandschaft in D, es waren 4 Tage dazwischen und selbst die Anzeige kam zu spät, um evtl. an der Trauerfeier teilzunehmen. In Finnland scheint es in jedem Bereich zu wenig Resourcen geben - ob medizinisch, politisch, gerichtlich, verwaltungsmässig. Bei deutschen 86 Mio. Bevökerung müsste es im Vergleich eine Armee Leute geben, z.B. Eduskunta als Beispiel genannt :o .

#398 Re: KELA Gesundheitssystem

Verfasst: 27. Jun 2010 18:43
von sunny1011
Im anderen Forum für interssant empfunden:

http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... t&id=77041

Endlich ein sachlicher Bericht auch wenn mit einigen Mankos
z.B. finnische Ärzte gehen DOCH ins Ausland und es gibt DOCH Ärztemangel im öffentlichen System geprägt vom Mangel an Bewerbern.

Sie haben auch gänzlich vergessen zu erwähnen, dass fast die gesamte arbeitende Bevölkerung das öffentliche System bereits entlastet, da sie privat gut versorgt sind und kaum öffentliche Leistungen in Anspruch nemen). Was gäbe es für einen Chaos, wenn 5 Mio. dahin möchten.

Auch vergessen: kleine Stichproben von den Wartezeiten auf OPs, die "etwas" länger sind als 6 Monate.

Aber gut, dass ein ungeschminktes Bild mal zusätzlich zu dem im Ausland verbreiteten Wunschbild kommt.

#399 Re: KELA Gesundheitssystem

Verfasst: 28. Okt 2010 06:02
von sunny1011
Schweden ist wieder mal voraus, aber das ist die Lösung für Finnland und wird sicher nicht auf sich lange warten lassen, falls die Technik es erlaub: Arztdiagnose per Mausklick in Frankreich, Schweden, Schweiz http://magazine.web.de/de/themen/gesund ... klick.html

#400 Re: KELA Gesundheitssystem

Verfasst: 29. Nov 2010 20:10
von sunny1011
KELA Sozialleistungen sind in den vergangenen 20 Jahren weit hinter der Entwicklung der Gehälter geblieben.

Während die Gehälter um 38% gestiegen sind, stieg z.B. die Arbeitslosenhilfe nur um 5%.
Studentenhilfe ist verhältnismässig sogar 13% geringer als noch 1991.

Zwischen 1995 und 2011 ist der Realwert des Kindergeldes fürs erste Kind um 19% geringer und fürs weitere um 29%.

http://www.hs.fi/kotimaa/artikkeli/Kela ... 5261988241

#401 Re: KELA Gesundheitssystem

Verfasst: 13. Dez 2010 20:57
von sunny1011
Die Überprüfung, ob es einen Zusammenhang zwischen der Pandemrix Schweinegrippeimpfung, die in Finnland verwendet wurde und den Narkolepsiefällen bei Kindern wird sich noch ergebnislos bis zum Frühjahr hinziehen. Die Fälle sind soweit nur in Schweden und in Finnland aufgetreten. Was mich wundert, wieso wird (gerade eben) behauptet, dass überall Pandemrix verwendet wurde und zwar ohne Probleme? Die Schweiz hat es ausdrücklich besonders für Schwangere, Kleinkinder und Säuglinge verboten, in Deutschland wurde davon schon vor den Fällen in Nordeuropa abgeraten. Seinerzeit hat die finn. Presse auch von "besseren" Impfstoff an die Bundeswehrsoldaten berichtet. Also doch nicht alle...