also... es ist zwar keine lyrik, hoffe, dass es euch trotzdem gefällt
Flammenliebe
Blut tropfte. Die Leute umstanden brabbelnd das zusammengesunkene Mädchen. Es rührte sich nicht. Nur ihr blutübergossener Mund zuckte seine letzten Sekunden.
Ein Knall – Feuer umfing die frisch geborene Leiche. Rauch und winzige Hautfetzen durchzogen die Luft. Vielleicht war es besser so, dachte er sich.
Über dem schwarz-roten Blut, das aus dem Mädchen ohne Unterlass heraussprudelte, ließ sich ein dunkler Schatten sehen. Es wurden Schreie geschossen. Das Wesen, das sich aus dem Schatten herauskristallisierte, nahm langsam Gestalt an. Zwei lange, spitze Ohren erschienen über der lodernden Glut. Nein, dies waren keine Ohren. Sie sahen viel mehr aus wie… Die Gestalt, die über dem Inferno tanzte, hatte Hörner! Neben diesen ziegenbockartigen Verhornungen tauchten nun im Qualm tatsächlich zwei richtige menschliche Ohren auf. Man hätte das Wesen für einen Menschen halten können, der sich Plastikhörner aufgesetzt hatte. Doch das erschreckende Detail war, dass der Bock – oder Mensch – direkt in der Obrigkeit der Lüfte schwebte. Das Mädchen sank, wie vom Wind angestoßen, in sich zusammen. Ein Kreischen und spitzes Geschrei durchfluteten erneut die Nacht. Soeben flammten zwei schlanke Hände um die beinahe ausgeblutete Leiche. Er schloss die Augen. Konnte, wollte nicht sehen, welche Schuld er zu tragen hatte. Beim lebendigen Fürsten dieser Welt, ich muss weg!
Nun wurde die Fratze über dem Mädchenkörper endgültig sichtbar. Noch immer hielt sie die schwarz-kohlene Haut ihres Opfers in brennenden Fingern. In panisches Entsetzen versetzt, suchten einige Gaffer angstschreiend das Weite in der endlosen Schwärze der Nacht. Andere waren gelähmt von der Fratzen Blick. Sie grinste wissend, umfasste ihr Opfer noch fester.
Mit einem Ruck hob die Kleine den Kopf, eben, als er den grausigen Schauplatz verlassen wollte. Der tote Leib des Mädchens erwachte auf schockierende Weise aus ihrem Totenschlaf.
Jetzt rannte er doch, sie konnte schließlich jeden Augenblick vor ihm stehen, seine Angst sehen, seinen Namen benutzen, die volle Kontrolle erlangen. Ich muss weg, sonst bin ich dran! Halt! Wenn dir dein Leben lieb ist, so hältst du deine Füße besser im Zaum. Der herrische Ton dieser kehligdunklen Gurgelstimme brachte seine Beine im schnellen Trab zum stehen. Ich muss verschwinden, bevor er mich bei lebendigem Leibe röstet! Doch seine Beine rührten sich keinen Millimeter. Ängstlich suchend huschte sein Blick durch die schnell zuckende Szenerie der Opfergabe. Hinter ihm dampfte noch immer der kleine Körper des Menschen, der einmal ein Kind gewesen war. Schleppend schwankte sie von einem Fuß auf den anderen. Ihr schlanker Kopf richtete sich ihm entgegen, die Luft zog sie laut ein. Sie begann zu schleichen. Sie setzte den Schritt, immer weiter den Schritt. Wahrscheinlich dauerte es trotzdem nur wenige Minuten, bis sie ihn erreichte. Seine Instinkte zwangen ihn, von Ekel geschüttelt, die blutig untote Leiche im Auge zu behalten.
In mitten aller Anspannung lachte die Fratze, boshaft, wie über einen teuflisch guten Witz amüsiert. Noch immer toste das Feuer im unsichtbaren Körper der menschlichen Gestalt. Doch so stark die Ähnlichkeit auffiel, dies hier war kein Mensch. Es war der Teufel.
Der Mädchenkörper hatte ihn beinah erreicht, streckte hungrig die Hände nach ihm aus. Er rannte. Der Zauber, der ihn aufgehalten hatte, wirkte nicht mehr. Dafür schwand ihm auch der Sinn, seine Umwelt deutlich zu erkennen. Irgendwann stieß er unsanft mit dem Kopf gegen etwas, das eine Steinmauer hätte sein können. Die Blutlache raubte ihm den letzten Verstand und seine Besinnung. ...